Geschichte

Die Mär vom unterirdischen KZ in Gusen

Neue Messungen haben die Gerüchte um ein unterirdisches Lager überprüft. Dabei stieß man auch auf einen unerwarteten Fund.

Am 8. September 2019 lief im deutschen Hauptabendprogramm eine Dokumentation, die für große Aufregung sorgen sollte: In Gusen, südlich des bekannten Konzentrationslagers, soll es zusätzlich einen unterirdischen, bisher unbekannten Lagerteil gegeben haben. Eine spektakuläre These, die einerseits zu massiver Verunsicherung in der lokalen Bevölkerung führte, aber auch in Historikerkreisen einige Irritationen auslöste.

Als Indizien nannte das Filmteam neu aufgetauchte Dokumente sowie Zeitzeugenaussagen. Die drängendsten Fragen warfen US-Luftaufklärungsbilder auf, auf denen mehrere Auffälligkeiten zu erkennen sind. Diese könnten Lüftungsschächte des vermeintlichen unterirdischen Lagers sein, hieß es in dem vom ZDF History produzierten Film. Sollten sich die Indizien bewahrheiten, müsse die „Geschichte von Gusen neu geschrieben werden,“ sagte damals der Grazer Historiker Stefan Karner in der ZIB 2 und forderte die Einberufung einer internationalen Expertenkommission, die den vorgelegten Indizien weiter nachgehen sollte. So weit sollte es jedoch nie kommen.




Zeithistoriker der Uni Wien bezeichnen die Vorstellung eines unbekannten unterirdischen Konzentrationslagers, das über Jahrzehnte geheim geblieben sein sollte, als „abenteuerlich“. Die Spekulationen würden „allen Erkenntnissen einer seriösen KZ-Forschung“ widersprechen.
Das Filmteam versuchte seine Thesen anhand geoelektrischer Untersuchungen auf besagtem Gelände zu belegen, die zuständigen Behörden zweifelten die Ergebnisse aber an. Weitergeforscht wurde allerdings nie. Dass die Spekulationen bis heute nicht aufgeklärt wurden, ist also auch dem demonstrativen Desinteresse der offiziellen Stellen geschuldet.

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