Stalin- und Österreich-Fan regierte in "sowjetischem Stil"

Yuri Luzhkov
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Juri Luschkow sorgte für eine Reihe an Aufregern: Er tauschte Kulturdenkmäler gegen Bürobauten aus,kontrollierte die Gerichte, verbot Kundgebungen und wollte Diktator Stalin auf Plakaten würdigen.

Der nun von Staatspräsident Dmitri Medwedjew gefeuerte Juri Luschkow war seit 1992 Bürgermeister der größten Stadt Europas. Seine Gegner warfen ihm vor, Moskau im "sowjetisch-autoritären Stil" zu regieren. Die Opposition kritisierte immer wieder die Unterdrückung Andersdenkender sowie Polizeigewalt gegen Demonstranten. Kundgebungsverbote waren unter Luschkow an der Tagesordnung.

"Luxuspreise trotz Kriminalität"

Seine Kritiker machten Luschkow auch für die Zerstörung wertvoller Kulturdenkmäler verantwortlich, die modernen Bürobauten weichen mussten. Unter Luschkow stieg Moskau zu einer der teuersten Metropolen der Welt auf. "Lebensqualität wird zu Luxuspreisen verkauft, dabei gibt es reichlich Kriminalität und Verschmutzung wie in der Dritten Welt", hatte der frühere Vize-Regierungschef Boris Nemzow kritisiert.

Auch die Gerichte der Stadt stehen im Ruf, vom Bürgermeister kontrolliert zu werden. Im vergangenen Oktober hatte Luschkow unter Vorwürfen massiver Wahlmanipulation der Putin-Partei Geeintes Russland noch einen haushohen Sieg bei der Stadtratswahl gesichert.

Würdigung für Diktator Stalin

In einem ersten offenen Streit mit Medwedjew hatte Luschkow dann im Frühjahr trotz internationaler Proteste lange darauf bestanden, den sowjetischen Diktator Josef Stalin zum 65. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland mit großflächigen Plakaten zu würdigen. Der Kreml verhinderte das letztlich.

Österreich-Urlaub statt Waldbrände

Luschkow hatte zuletzt auch viel Kritik aus der Bevölkerung auf sich gezogen: Die Bauarbeiten an der wichtigsten Verbindungsstraße zum Flughafen Scheremetjewo lösten im Juli lange Staus aus. Während der verheerenden Waldbrände im August blieb das Stadtoberhaupt dann im Urlaub in Österreich, statt sich solidarisch mit den Bürgern seiner von Smog geplagten Stadt zu zeigen.

Den Ausschlag für seine Entlassung dürfte ein Streit mit Präsident Medwedjew um den Bau einer Schnellstraße durch einen Wald bei Moskau gegeben haben. Der Präsident hatte das Projekt unterbunden und wurde daraufhin von Luschkow öffentlich kritisiert.

Der Kreml wirft Moskaus Bürgermeister außerdem vor, mit Blick auf die Präsidentschaftswahl 2012 einen Keil zwischen Medwedew und Putin treiben zu wollen.

(Ag.)

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