Literatur

Auf leisen Sohlen durchs Leben: „Leirichs Zögern"

Für Gregor Leirich ist das Leben ein langer, ruhiger Fluss – bis er erfährt, dass er einen Halbbruder hat. An sich ist es mutig, einen Roman mit einem Helden von unscheinbarer Gestalt auszustatten. Doch gelingt es Rudolf Habringer nicht, ihm sprachlich Leben einzuhauchen.

Es gibt Romanfiguren, die vor Lebenslust nur so sprühen, die Welt mit ihren Einfällen auf Trab halten und ihren Leserinnen und Lesern keine Atempause gönnen. Und dann gibt es jene betulichen Helden, die jede Kleinigkeit aufs Genaueste bedenken, Langsamkeit als ihren Modus begreifen und wie Heinrich Drendorf in Adalbert Stifters „Der Nachsommer“ sich jeder Rosenblüte so andächtig widmen, als hinge der Weltenlauf davon ab.

Gregor Leirich, der Protagonist in Rudolf Habringers neuem Roman, gehört fraglos zur zweiten Kategorie. Er ist, wie sein Verfasser, 1960 geboren, und wir erleben ihn – Handlungszeitraum sind wenige Wochen im Jahr 2016 – als Mittfünfziger, der sich mit seinem Leben weitgehend arrangiert hat und dieses auf leisen Sohlen hinter sich zu bringen hofft. Das mäßig einladende Cover des Buches zeigt ein leeres Stiegenhaus in düsteren braunvioletten Tönen, und der Titel lässt keinen Zweifel daran, dass wir es nicht mit einem zu schnellen Entschlüssen neigenden Helden zu tun haben werden.

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