Buch der Woche

Diese Lejla ist gefährlich

Für ihren Debütroman „Fang den Hasen“ erhielt Lana Bastašić 2020 einen der Europäischen Literaturpreise.
Für ihren Debütroman „Fang den Hasen“ erhielt Lana Bastašić 2020 einen der Europäischen Literaturpreise. Siggi Bucher
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Ein Roadmovie durchs ehemalige Jugoslawien, mit zwei ungleichen Freundinnen in einem alten Opel Astra. Lana Bastašićs Roman „Fang den Hasen“ erzählt von Freundschaft und von einem Land, in dem es immer dunkel ist.

Mädchen und ihre besten Freundinnen. Frauen und ihre besten Freundinnen. Was für ein Thema, ewig und noch einen Tag literarisch links liegen gelassen, doch allmählich ändert sich das, und da muss man nicht nur an Elena Ferrante denken. Sally Rooney lässt in ihren „Gesprächen mit Freunden“ die leicht irritierbare Francis und ihre coole Freundin Bobby durch die Adoleszenz stolpern. Die wegen ihrer jugendleichtsinnigen Beiträge für die Tageszeitung „Die Welt“ zu Unrecht immer noch gerne geschmähte Ronja von Rönne hat in „Wir kommen“ nur vordergründig über Polyamorie geschrieben und hintergründig beleuchtet, wie so eine Kinderfreundschaft das ganze Leben prägt. Und Barbara Rieger, um eine Österreicherin zu nennen, lieferte mit „Bis ans Ende, Marie“ einen Schreibexzess – in einem Ton, der fast so irre ist wie die beiden Protagonistinnen.

Bei Lana Bastašić, die für ihren nun endlich ins Deutsche übersetzten Roman „Fang den Hasen“ vergangenes Jahr den Europäischen Literaturpreis für Bosnien-Herzegowina erhielt, heißen die beiden Freundinnen Sara und Lejla. Was für ein ungleiches Gespann (wobei die Ungleichheit nachgerade ein Topos dieses neuen Genres zu sein scheint): Sara hat sich in Dublin ein neues Leben aufgebaut mit Mann, Job, Zimmerpflanze. Ihre Mutter hat sie seit Jahren nicht gesehen, die Verbindungen zur Heimat sind gekappt. Und das würde auch so bleiben, wäre da nicht eben Lejla, die zweite im Bunde, die in Bosnien geblieben ist und sich als Kellnerin in einer jener Touristenfallen verdingt, in denen die Angestellten Polyester-Tracht tragen müssen. Lejla ruft eines Tages an, aus heiterem Himmel. Sara soll kommen, unverzüglich, nach Mostar, und sie nach Wien chauffieren.

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