Äußeres Burgtor

Vom kaiserlichen Tor zum Gedächtnisort

Einweihung des Heldendenkmals im Aeuszeren Burgtor
Einweihung des Heldendenkmals im Aeuszeren BurgtorThim, Franz / ÖNB-Bildarchiv / Picturedesk / p
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Ist es fragwürdig, wenn die Zweite Republik ein Heldendenkmal betreibt? Die Geschichte des Äußeren Burgtors der Wiener Hofburg wirft viele Fragen auf. Ideologisch weit auseinanderklaffende Regime fanden hier ihren Repräsentationsort.

Die historische Dimension des Wiener Heldenplatzes ist unbestreitbar. Er ist zentraler Bezugspunkt österreichischer Geschichte: Es begann mit dem Heldenkult der Monarchie, der Glorifizierung des Sieges über Napoleon. Die weitere Geschichte machte ihn zum Ort politischer Kundgebungen, zum Kampfplatz verschiedenster Weltanschauungen. Die Wirkungsmacht dieses Areals, das als Platz im 19. Jahrhundert nie zur Vollendung gefunden hat, war und ist so groß, dass man vom inoffiziellen Hauptplatz des Landes sprechen kann. Vor allem der ringseitige Zugangsbau, eine äußerlich wenig spektakuläre Toranlage, in der bis 1918 die Wache der kaiserlichen Hofburg logierte, wurde durch sein Heldendenkmal ein zentraler Ort des Gedenkens für die Republik Österreich.

Von hier wurden ideologisch weit auseinanderklaffende politische Botschaften ausgesandt. Jedes Regime, vom Kaiserreich über den Ständestaat bis hin zu Hitlers Diktatur und zur neu erstandenen Republik von 1945 suchte und fand in diesem Äußeren Burgtor einen Repräsentationsort. So viel Kontinuität ist angesichts der politischen Systembrüche doch erstaunlich. Ging ein Regime unter, fand das nächste nach kurzer Besinnungszeit hier wiederum Anknüpfungspunkte für sein politisches Selbstverständnis. Je weniger demokratisch eine Regierung war, desto eher nutzte sie diesen Bau für ihre propagandistische Inszenierung, desto eher neigte sie zur Sakralisierung des Ortes. Hier legten alle geschichtspolitischen Lager Österreichs ihre Kränze nieder, Wehrmachtsapologeten und Veteranenverbände vom rechten Rand ebenso wie unser derzeitiger Bundespräsident, deutschnationale Burschenschafter und Vertreter der Opferthese genauso wie Widerstandskämpfer und politisch Verfolgte.

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