Die zweite Coronawelle hat den Subkontinent mit seinen fast 1,4 Milliarden Menschen noch viel massiver erwischt als die erste. Ein Massensterben setzte ein, der Sauerstoff für Beatmungsgeräte ging großflächig aus. Erfolge zeitigt indes die Pandemiebekämpfung der Metropole Mumbai.
Sie tat ihren letzten Atemzug – und starb an Corona. Kurz darauf wird das Opfer, eine erst 34-jährige Ärztin aus Neu-Delhi, von Jayant Malhotra im Ambulanzwagen zu ihrer letzten Ruhestätte gebracht. Oft kennt Malhotra die Geschichten hinter den Toten kaum. Doch er und sein Vater haben schon Angehörige, die an Corona gestorben waren, ins Krematorium überführt. Mehr als 4000 Menschen sterben derzeit offiziellen Zahlen zufolge täglich in Indien in Konnex mit Covid-19.
Am Samstag überstieg die Zahl der Neuinfektionen erneut die Marke von 400.000. Das hinterlässt Spuren: Spitäler, Krematorien und Friedhöfe sind überlastet. Es scheint, die düsteren Prognosen, die das Land im Vorjahr überzogen hatten, haben sich für viele Regionen bewahrheitet. Die zweite Welle ist unerbittlich und trifft das 1,4-Milliarden-Volk härter als die erste.
Krematorien im Hochbetrieb. Die Todesfälle sind nicht mehr nur Meldungen. Sie werden persönlicher. „Als wir vergangenes Jahr anfingen, machten wir ein, zwei Fahrten pro Tag“, sagt Malhotra, Mitglied der Sant Shiv Sewa Foundation. Heute seien es bis zu 40 Körper am Tag, die sie zur Bestattung fahren. „Das hätte ich mir nie vorstellen können“, sagt er zur „Presse am Sonntag“.