Vielleicht hätte Joachim Löw ohne EM-Verschiebung schon aufgehört, Zlatan Ibrahimović nicht mehr Schwedens Trikot übergestreift. Gedankenspiele über Gewinner und Verlierer des verspäteten Anpfiffs.
Joachim Löw. Für den scheidenden deutschen Teamchef ist die Ausgangslage so schlecht oder gut, je nach Betrachtung, wie zuvor. Ist das angesichts der öffentlichen Kritik schon als kleiner Sieg zu werten? Ohne Verschiebung wäre es vielleicht nicht zum jüngsten Debakel (0:6 in der Nations League gegen Spanien) gekommen, weil er sich dann womöglich schon verabschiedet gehabt hätte. Vielleicht aber wäre in diesem Fall die nächste blamable Endrunde (Stichwort WM 2018) vorausgegangen. Der 61-Jährige hatte ein Jahr lang Zeit für Was-wäre-wenn-Gedanken – und um die Mannschaft auf seine Abschiedstournee vorzubereiten.
Cristiano Ronaldo. Bei Portugals EM-Sieg 2016 überzeugte er im Finale – verletzt ausgetauscht – als wild gestikulierender Ersatztrainer. Ein Jahr mehr ist für Sportler Mitte 30 eigentlich nie ein Pluspunkt, Modellathlet Ronaldo, 36, will das Gegenteil beweisen. Mit bislang 34 Saisontoren trifft er wie eh und je, doch wie wirkt sich das Juventus-Tief auf sein (großes) Ego aus? Das Finale der Coppa Italia (19. Mai) ist die letzte Titelchance, sonst droht der Superstar erstmals seit 2015 leer auszugehen. Mit Portugal scheint das neuerliche Kunststück ausgeschlossen.