Bilanz

Rekordmeister beim Rekordmeister

Vollendetes Œuvre an der Isar: Titelsammler David Alaba bricht zu neuen Ufern auf.
Vollendetes Œuvre an der Isar: Titelsammler David Alaba bricht zu neuen Ufern auf. Getty Images
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David Alaba verlässt die Bayern mit seinem zehnten Meistertitel. Egal welche Position, egal welcher Trainer – der Wiener setzt sich durch. Doch sein Abschied ist auch ein Zeichen des Klubs.

Wien. Die Münchner Polizei feierte Bayerns neunten Meistertitel in Folge mit einer Vermisstenfahndung in den sozialen Medien. Gesucht: Konkurrenz in der deutschen Bundesliga. Mit einem 8:0 über Schalke haben die Bayern die Saison eröffnet, mit einem 6:0 am Wochenende über Mönchengladbach den Titel zelebriert. 30 von 58 Meisterschaften seit der Bundesligagründung 1963 gingen nach München.
Ebenso beachtlich die Bilanz von Thomas Müller und David Alaba. Für beide ist es der zehnte Meistertitel, sie sind nicht nur die Oktoberfest-tauglichsten Akteure im bayerischen Starensemble, sie sind nun auch die Rekordmeister beim Rekordmeister.

Für Alaba fallen Jubiläum und Abschied zusammen. Für die kommende Saison heuerte der ÖFB-Star bei Real Madrid an. „Um zu wachsen, muss man seine ,Komfortzone‘ verlassen“, teilte der 28-Jährige mit. Die Komfortzone setzte er dabei bewusst zwischen Anführungszeichen. Bei kaum einem anderen Klub herrscht ein ähnlicher Erwartungsdruck wie beim FC Bayern, jeder Spieler kann jederzeit aussortiert werden, und im Hintergrund herrscht ein Intrigantenstadl. Alaba aber stand stets über diesen Nebengeräuschen, an seinem Standing gab es keine Zweifel mehr, seit er ab der Saison 2011/12 zur Stammelf gehörte. Insgesamt zwölf Saisonen mit im Schnitt je 35 Partien sind eine bemerkenswerte Konstanz auf Toplevel. Alaba spielte. Egal, ob unter Heynckes, Guardiola, Ancelotti, Kovač oder Flick.

Schlagzeilen waren dem Wiener schon kurz nach seiner Ankunft in München gewiss. Louis van Gaal machte ihn im Februar 2010 zum damals jüngsten Bayern-Spieler der Bundesligahistorie. Später reifte er zum besten linken Verteidiger der Welt, die Außenbahn mit Alaba und Franck Ribéry war ein spektakuläres Puzzlestück in der Triple-Saison 2012/13. Alaba glänzte als Vorlagengeber, als unter anderem Barcelona demontiert wurde.

Dann aber scheiterten die Bayern international fünf Jahre lang an der spanischen Übermacht, um Alaba war es ruhiger geworden. Pep Guardiola hatte ihn gegen Ende seiner Münchner Amtszeit immer öfter als Innenverteidiger aufgeboten. Alaba überzeugte fortan vor allem in der eigenen Hälfte mit schnörkellosem Spiel. „Er kann ohne Zweifel einer der besten Innenverteidiger der Welt werden“, meinte Guardiola. Aber auch: „Ein wahnsinniges Talent. Er spielt sämtliche Positionen.“ Die Positionsdebatte sollte Alabas Karriere weiter begleiten. In München, vor allem aber in Österreich, wo er im Nationalteam im Mittelfeld auflaufen durfte.

Als Innenverteidiger sah er sich nie. „Ich habe schon noch einen offensiven Drang in mir“, erklärte Alaba gern. Die defensive Rolle bei den Bayern mag oftmals frustrierend gewesen sein. Doch Alaba hielt sich öffentlich zurück, versuchte stattdessen, mit Spieleröffnungen zu glänzen. Im Vorjahr gewann er auch als Innenverteidiger die Champions League, unter anderem mit einem 8:2 über Barcelona. Wieder eine historische Triple-Saison, dieses Mal unter Coronabedingungen. Legendär blieb dennoch, wie ihn der damals 18-jährige Kylian Mbappé (PSG) völlig ratlos im Strafraum zurückließ.

Zuletzt tauchte Alaba bei den Bayern öfter im zentralen Mittelfeld auf. Die linke Außenbahn gehört Alphonso Davies, der 20-Jährige wird auch von Alaba dirigiert. In der Innenverteidigung wird ihn wohl Lucas Hernández beerben, im Duo mit Dayot Upamecano oder Niklas Süle. Für die Bayern geht es auch ohne Alaba weiter.
Sein Abgang aus München katapultierte den Wiener dann im Herbst des Vorjahres wieder zurück in die Schlagzeilen. Die Form war nicht mehr die allerbeste, der Topmarktwert überschritten, doch Alabas Berater Pini Zahavi empörte die Bayern mit Gehalts- und Provisionsforderungen. Alaba, der durchaus bleiben wollte, heißt es, hätte gerade in Pandemiezeiten einlenken und Imagewerbung betreiben können. Er tat es nicht, der Klub hatte genug und zog sein Angebot zurück. Alabas Abschied aus München ist am Ende auch ein Statement des FC Bayern.

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