Plattform Urbanismus

Architektur-Biennale: Der unsichtbare Code der Stadt

Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer entschlüsseln auf der Architekturbiennale in Venedig mit dem österreichischen Beitrag die Logik des „Plattform Urbanismus“

Venedig ist ja auch so eine Plattform. Nicht nur weil sich die Stadt mühsam mit Pfählen über das Wasser erhebt. Sie verspricht auch so einiges: an Schönheit, Erlebnissen, Eindrücken. Und davon sogar derartig viel, dass das Phänomen Overtourism den Bürgermeister schon zum Nachdenken brachte: Vielleicht doch Zugangsbeschränkungen für den Markusplatz? Zurzeit heißt es eher: „No Tourism.“ Und ab dem 22. Mai aber trotzdem: Biennale Architettura 2021. Oder anders gesagt: 17. Internationale Architekturausstellung La Biennale di Venezia. Coronabedingt ist sie ins heurige Jahr gerutscht. Für Österreich rücken die Architekturtheoretiker und -forscher Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer mit inhaltsschwerem Gepäck an: mit dem Thema des „Plattform-Urbanismus“. Konsequenterweise transformieren sie ihren Beitrag im Österreich-Pavillon in den Giardini zur „Platform Austria“. Über Jahre haben sich die beiden Kuratoren diesem Phänomen genähert, das in die unterschiedlichsten Bereiche ausstrahlt, aber auch direkt in die Kernzone der Fragestellung „How will we live together?“, die Biennale-Kurator Hashim Sarkis für 2021 ausformuliert hat.

Digitale Plattformen à la Amazon, Google, Uber und Airbnb ordnen alles neu. Die Ökonomie. Das Zusammenleben, das Zusammenarbeiten. Man merkt es schon  – ganz generell die Vorstellung davon, was „zusammen“ heißt und was „zusammen“ entsteht. Auch die Erwartungen und Ansprüche der Menschen an Architektur und Stadtraum sind längst nicht mehr dieselben. Und damit verändern sich Räume, die zu Architektur werden und sich schließlich zu Städten fügen. Entlang einer Logik, in der „Zugang das neue Kapital“ ist und die „Gemeinschaft“ das allgegenwärtige, allmächtige Wirkversprechen. Die eigenen Daten sind das Ticket zum Klub. Und dieser braucht keinen physischen Ort, um Interaktionsraum, Dialogforum, Serviceportal oder Warenhaus zu sein. Architektur und Stadtraum benützen sie nur als Metapher. Ihr ökonomischer und sozialer Code, aus dem sie gebaut sind, wirkt trotzdem tief in die realen Räume, in denen die Menschen noch ihre Körper verorten müssen, während sie ihren Alltag ohnehin zum Großteil im Digitalen leben.

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