Wachstumsmarkt

"Modest Fashion": Mehr als nur ein Trend?

(c) REUTERS (ALESSANDRO GAROFALO)
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Mode für Muslima ist ein Wachstumsmarkt, doch viele Unternehmen bemühen sich nur halbherzig um die Kundinnen, die weniger freizügige Mode bevorzugen.

Auf der Suche nach Luxusmode haben es muslimische Frauen oftmals schwer. "Modest Fashion" tauchte 2018 zwar zum ersten Mal auf dem Catwalk auf, doch drei Jahre später ziehen Experten ein eher nüchternes Fazit. Viel getan habe sich in diesem Bereich der Mode, der zwar aktuellen Trends entspricht, dabei aber weniger freizügig ist und den Körper der Trägerin nicht zur Schau stellt, noch nicht.

Eine entgangene Chance für viele Modelabels, nicht nur im momentanen Fastenmonat Ramadan. Denn der Markt für muslimische Mode hat enormes Wachstumspotenzial. „Modest Fashion“ hat mittlerweile einen Wert von 277 Milliarden Dollar und soll in den nächsten drei Jahren auf 311 Milliarden Dollar ansteigen, schreibt „Vogue Business“. Die wichtigsten Märkte sind dabei Iran, Türkei und Saudi-Arabien. Aber auch Indonesien, Malaysia und Nigeria.

Dabei sah es Ende 2017, Anfang 2018 so aus, als würde „Modest Fashion“ auch im Mainstream ankommen. Einige internationale Luxusmodelabels präsentierten Models im Hidschab auf ihren Catwalks und setzten auch bei ihren Schnitten und Silhouetten auf modische Züchtigkeit. Mittlerweile sieht das anders aus. "Die Marken sind nach ein paar Saisonen fertig damit, aber die Kunden habe nicht aufgehört, sich zurückhaltend zu kleiden", erklärt Alia Khan, Gründerin und Vorsitzende des Islamic Fashion Council.

„Nur um ein Kästchen abzuhaken"

Das kann auch das somalisch-norwegische Model Rawdah Mohamed  bestätigten. Sie lief erst vor wenigen Monaten für Max Mara über den Laufsteg, sieht aber auch noch Nachholbedarf bei den Luxusmarken. "Ich glaube sie beziehen die Konsumenten nicht in den Diskurs ein. Manchmal sieht es so aus, als hätten sie nicht recherchiert. Sie haben eine Kollektion erstellt, um ein Kästchen ankreuzen zu können und zu sagen: 'Wir haben uns um muslimische Frauen gekümmert.', dabei haben sie es in Wirklichkeit nicht getan. Als Beispiel nennt sie im Gespräch mit "Vogue Business" etwa, dass die Marken oftmals nicht zwischen dem Fastenmonat Ramadan und Eid, der dazugehörigen Feier, unterscheiden.

Darüber hinaus gibt es nur wenige Luxusmarken wie etwa Louis Vuitton oder Dolce & Gabbana, die Produkte im Sortiment haben, die dezidiert als „Hidschab“ oder „Kopfbedeckung“ bezeichnet werden.

„Modest Fashion“ ist nicht gleich „Modest Fashion"

Eine Herausforderung ist dabei auch, dass die Märkte in den USA, Europa, dem Mittleren Osten und der Asien-Pazifik-Region mitunter ganz unterschiedlich sind. „Es gibt viele verschiedenen Stile und Möglichkeiten, sich weniger freizügig zu kleiden. Das ist auf alle Fälle etwas, womit Marken mehr experimentieren sollten, um mit den Verbrauchern richtig zu kommunizieren und ihre Werte und ihre eigene Ästhetik anzusprechen", meint Nina Marston, Modeberaterin bei Euromonitor.

Momentan sei es noch so, dass muslimische Kundinnen entweder komplett ausgeschlossenen werden, oder es Fehler im Design oder in der Kommunikation gebe. Experten sehen die Unternehmen jedoch unter Zugzwang. Denn die junge Generation Z bedenkt bei ihren Kaufentscheidungen auch immer mehr die Werte der Unternehmen wie etwa Inklusion, Nachhaltigkeit oder politische Ansichten. Stimmen die Werte der Marke nicht mit den eigenen überein, wird woanders gekauft.

>>> „Vogue Business"

(chrile )

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