Ausschluss vorbereitet

Boris Palmer soll von deutschen Grünen "gecancelt" werden

Boris Palmer
Boris Palmer(c) imago images/ULMER Pressebildagentur (ULMER via www.imago-images.de)
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Dem grünen Rebellen wird Rassismus vorgeworfen. Er selbst wähnt sich wieder einmal als Opfer der „Lifestyle-Linken“, übt aber auch Selbstkritik. Die Kontroverse stört den grünen Wohlfühlwahlkampf um das Kanzleramt.

Berlin. Es sind goldene Zeiten für die deutschen Grünen. In Umfragen steigen sie hoch wie nie. Keine fünf Monate vor der Wahl haben sie die Union von Platz eins verdrängt. Doch zuletzt mischten sich Dissonanzen und kleine Fehltritte in den Wohlfühl-Wahlkampf der mit seltener Geschlossenheit auftretenden Öko-Partei. Den ersten Anlass lieferten 300 Parteigänger, die das Wort Deutschland aus dem Titel des Wahlprogramms streichen wollen und damit das Bemühen der Parteispitze um einen positiven Patriotismusbegriff konterkarieren. Der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock unterlief zudem ein Fauxpas im Bundestag, als sie die Einführung der sozialen Marktwirtschaft der SPD zuschrieb, obwohl sie auf Ludwig Erhard (CDU) zurückgeht.

Für die größte Kontroverse sorgte aber Boris Palmer, der auf dem Papier nur Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen ist, aber es deutschlandweit zu großer Bekanntheit gebracht hat, weil kein Grüner die eigene Partei lustvoller und lauter kritisiert als der 48-Jährige. Die Südwest-Grünen haben am Wochenende ein Parteiausschlussverfahren gegen Palmer eingeleitet. Wie so oft erzürnte ein Facebook-Eintrag Palmers die Grünen im ganzen Land. Der Provokateur hatte dort über den Ex-Fußballprofi Dennis Aogo geschrieben: „Der Aogo ist ein schlimmer Rassist. Hat Frauen seinen N****schwanz angeboten“, wobei er das N-Wort ausbuchstabierte. Palmer berief sich auf Ironie. Die geschmacklose Formulierung hatte er aus einem Facebook-Posting entlehnt, in dem eine Frau ohne Belege behauptete, Aogo habe gegenüber einer Freundin selbst mit dem genannten N-Wort geprahlt. Palmer wollte Aogo nach eigenen Angaben nur gegen Rassimusvorwürfe verteidigen, in dem er sie ins Groteske übersteigerte.

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