Beuys und Mode

Wilde Westen: Ein Lob auf die Anglerweste nach Beuys

Laurence Sudre / Bridgeman Images via Belvedere
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Die Anglerweste lässt sich als modischer Verweis auf Joseph Beuys verstehen, ist aber ganz einfach auch herrlich vielseitig. Erfunden wurde sie 1960 von einer Amerikanerin deutscher Abstammung.

Filz und Fett spielten in der Lebensgeschichte von Joseph Beuys, oder dem von ihm selbst erschaffenen Mythos, eine wichtige Rolle: Krimtataren hätten ihn nach einem Flugzeugunglück im Zweiten Weltkrieg mit Hilfe der Stoffe gesund gepflegt. Die Legende wurde später als solche enttarnt, die Werkstoffe blieben aber Protagonisten in Beuys’ Werk – und auch in seinem Auftreten, trug er doch als Teil seiner Personaluniform stets einen Filzhut. Ebenso gehörte zu Beuys aber seine Fischerweste, die, wie ein Biograf offenlegte, seine Frau Eva für ihn aussuchte – als Marketinggag womöglich, um Beuys inmitten von Anzugträgern und Alltagsgewandeten unverkennbar zu machen.

»Was trägt ein engagierter Bäume-pflanzer als Teil seiner Personaluniform?«

Ganz unheikel war die Wahl einer Anglerweste freilich nicht, schließlich lässt diese ebenso an Jagd- und Fliegergilets denken: Diese Assoziation wiederum nährte Kritik an Beuys, er gefalle sich in einem „paramilitärischen Outfit“ und habe sich ideologisch nie von der nationalsozialisischen Ära gelöst (der Vorwurf ist bekannt). Eine andere Auslegung freilich sieht vor, dass der unermüdliche Baumpflanzer, Gründungsmitglied der deutschen Grünen, eben ein Outfit trug, das zu seinen Outdooraktivitäten und der Nähe zur Natur passte.

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