Türkei

Erdoğan und die verschwundenen Milliarden

Der türkische Präsident Erdogan.
Der türkische Präsident Erdogan.via REUTERS
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Die Opposition setzt die Regierung unter Druck. Sie will wissen, was mit 128 Milliarden Dollar an Devisenreserven geschah, die angeblich ausgegeben wurden, um den Kursverfall der Lira zu stoppen

Die türkische Regierung hat die meisten Medien und die Justiz des Landes unter ihrer Kontrolle – und doch wird Präsident Recep Tayyip Erdoğan eine unangenehme Frage nicht los: „Wo sind die 128 Milliarden Dollar?“, fragen die Opposition und auch Wähler von Erdoğans Partei AKP. So sehr sich der Präsident auch bemüht, er kann der Frage nicht entkommen. Sie wird im Fernsehen und im Internet gestellt, auf Plakaten und zuletzt auch in einem Live-Chat des Präsidenten mit Jungwählern auf YouTube. Der deutsch-türkische Boxer Ünsal Arik in Bayern ließ sich mit einem T-Shirt fotografieren, das mit der Frage bedruckt war. Eine überzeugende Antwort hat Erdoğan bisher nicht gefunden.

Das liegt wohl daran, dass es keine guten Antworten gibt. In der Amtszeit von Erdoğans Schwiegersohn Berat Albayrak als Finanzminister gab die türkische Zentralbank vom Frühjahr 2019 bis zum Herbst vergangenen Jahres laut Opposition 128 Milliarden Dollar an Devisenreserven aus, um den Kursverfall der türkischen Lira aufzuhalten. Eine Leitzinsanhebung zur Stützung der Lira kam nicht infrage, weil Erdoğan gegen Zinserhöhungen ist. Der Präsident hat in weniger als zwei Jahren dreimal die Chefs der Zentralbank ausgewechselt. Zuletzt musste im März Naci Ağbal als oberster Währungshüter gehen: Der Opposition zufolge hatte er untersuchen wollen, was mit den 128 Milliarden Dollar geschah.

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