Öffnung

Weniger Infizierte, mehr Freiheit

APA/HERBERT NEUBAUER
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Der 19. Mai als Termin für das Aufsperren des Landes kann eingehalten werden. Während man dann Veranstaltungen und Lokale besuchen darf, ist für Hochzeiten kein Platz. Auch Abstandsregeln bleiben.

Wien. Den Viren gehen langsam die Wirte aus – und die Österreicher bekommen ihre Wirte zurück. Während die Regierung am Montag bekräftigte, dass die für 19. Mai anvisierten Öffnungen kommen können, sinkt die Zahl der Corona-Infektionen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz fiel laut den von den Ländern an den Krisenstab gemeldeten Zahlen erstmals seit knapp sieben Monaten auf unter 100. Sie lag am Montag bei 99,7, während die Ages (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) einen Wert von 100,1 errechnete. Das gilt inzwischen als Erfolg, wenngleich die Regierung im Jänner erklärt hatte, den damaligen Lockdown erst bei einer Inzidenz von unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner beenden zu wollen.

Nun aber stehen die Zeichen ganz auf Öffnungen, die wichtigsten von der Regierung am Montag bestätigten Details:

Die Freiheiten

Ab 19. Mai muss man auch in den Nachtstunden nicht mehr sagen, warum man auf der Straße ist. Die Ausgangsbeschränkungen fallen. Sofern man unter die von der Regierung so getaufte 3G-Regel (genesen, getestet oder geimpft) fällt, kann man in Gasthäuser, zu Veranstaltungen, in Hotels, in Thermen, in Kinos, Vergnügungsparks etc. gehen.

Bis zu zehn Personen dürfen sich im öffentlichen Raum verabreden, dafür braucht man keinen Test. Bei einer höheren Personenzahl braucht es eine Genehmigung und die Einhaltung der 3G-Regel. Dann können mit Maske aber sogar bis zu 1500 Personen in Räumlichkeiten (etwa Theater) zusammenkommen, 3000 im Freien (z. B. Stadion).

Die Restriktionen

Beibehalten will man die Zwei-Meter-Abstandsregel im öffentlichen Raum. Ob es Ausnahmen geben wird (etwa für eine Gruppe Freunde, die sich im Park verabredet), konnte das Gesundheitsministerium noch nicht sagen. Nach aktuellem Stand darf man nur einzelnen engen Bezugspersonen (maximal zwei Haushalte) näher kommen.

In Lokalen werden die Abstandsregeln hingegen nur zwischen den Besuchergruppen gelten. Indoor dürfen sich maximal vier Personen (plus sechs Kinder), outdoor zehn Personen (plus zehn Kinder) zusammensetzen. Das betrifft Treffen in Gasthäusern, im privaten Wohnraum gelten die Einschränkungen nicht.

Für Nachtschwärmer bleiben Kontaktregeln: Von 22 bis fünf Uhr will die Regierung Treffen von mehr als vier Erwachsenen untersagen. Um 22 Uhr ist auch Sperrstunde in Lokalen. Verboten bleiben de facto öffentliche Hochzeits- oder Geburtstagsfeiern. Selbst wenn die Behörde eine Veranstaltung von mehr als zehn Personen genehmigt, dürften weder Getränke noch Speisen gereicht werden. Der Konsum würde auch recht schwerfallen, weil zusätzlich Maskenpflicht gilt. Ab spätestens 1. Juli will die Regierung jedoch Hochzeiten ermöglichen.

Die Berechtigung

Pflicht wird an den meisten Orten (Lokale, Veranstaltung) eine Registrierung mit Name und Kontaktdaten. Ausnahme sind Orte, an denen man kürzer als 15 Minuten verweilt und Aufenthalte im Freien (etwa im Zoo).

Für Veranstaltungen oder Lokalbesuche benötigt man aber zusätzlich einen Berechtigung. Etwa durch einen aktuellen Coronatest. Er kann auch erst beim Betreten eines Lokals gemacht werden. Selbsttests (mit digitaler Erfassung bei Behörden) gelten 24, Antigentests 48, PCR-Tests 72 Stunden.

Wer Corona hatte (Absonderungsbescheid, Arztbestätigung), ist sechs Monate vom Testen befreit. Wer ohne bewusste Krankheit genug Antikörper aufweist, muss sich drei Monate lang nicht testen lassen. Geimpfte ersparen sich die Zugangstests ab dem 22. Tag nach dem ersten Stich. Wer sich in den ersten drei Monaten nach der ersten Impfung nicht die zweite holt, verliert die Berechtigung wieder. Außer er hat Johnson & Johnson als Vakzin erhalten, hier reicht ein Stich. Doch auch sechs Monate nach dem zweiten Stich (neun Monate ab dem ersten Stich bei Johnson & Johnson) verliert man alle Rechte wieder. Denn man soll die Impfung dann erneut auffrischen.

Und die Gesamtsituation? „Ich glaube, es schaut ganz gut aus“, meinte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein. „Wir rechnen damit, dass sich der positive Trend fortsetzt“, sagte Kanzler Sebastian Kurz.

(Die Presse, Print-Ausgabe, 11.05.2021)

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