Kolonialismus

Wer darf die Kunst zerstörter Völker besitzen?

Andreas Praefcke
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Ein Schiff aus der Südsee soll bald den Eingang des Ethnologischen Museums in Berlin schmücken – doch dahinter steht eine Geschichte kolonialistischer Vernichtung. Historiker Götz Aly erzählt sie nun im Buch „Das Prachtboot“.

So wie das Natural History Museum in seiner Eingangshalle ein Wal-Skelett präsentiert, soll das Ethnologische Museum in Berlin die Besucher bald ebenfalls mit einem besonderen Stück aus seiner Sammlung willkommen heißen: einem rund 15 Meter langen Boot aus der Südsee, dem sogenannten Luf-Boot.

Nicht nur der Stolz des Museums soll es sein, sondern des gesamten neuen Berliner Museumskomplexes, des Humboldt Forums, das an der Stelle des historischen Berliner Schlosses errichtet wurde. 2018 wurde das Boot feierlich mit einem Kran in den Rohbau des Humboldt Forums gehoben. Und die damalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters sagte dazu in ihrer Rede: „Von jetzt an strahlt das Humboldt Forum als Kulturort, in dem Menschheitskulturgeschichte erzählt werden kann.“ Das Problem ist nur: Das Luf-Boot ist kein herrenloses Tier-Skelett.

Es wurde am Ende des 19. Jahrhunderts von den letzten Bewohnern der Insel Luf im heutigen Papua-Neuguinea erbaut, nachdem die Insel von Deutschland kolonialisiert worden war. Benutzt wurde es nie. 1904 kam es nach Berlin, nachdem der auf Luf tätige Handelsunternehmer Eduard Hernsheim es in seinen Besitz gebracht hatte. Über diesen Vorgang ist nichts Näheres bekannt, nur ein Satz in Hernheims Memoiren: „Das Boot ging in meine Hände über.“

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