Jahresbilanz

Familienkonzern Greiner steuert auf zwei Milliarden Euro Umsatz zu

Die mehr als 11.000 Mitarbeiter zählende Greiner-Gruppe hat nach Umsatzzuwächsen im Conronajahr 2020 weitere Ziele. Etwa mehr Frauen in Führungspositionen.

Der Oö. Kunststoffkonzern Greiner mit Sitz in Kremsmünster hat 2020 seinen Umsatz um 15 Prozent auf 1,93 Milliarden Euro gesteigert. Wesentlich trugen die medizintechnische Sparte Bio-One, in der u.a. Röhrchen für Corona-Tests hergestellt wurden, aber auch die vollständige Übernahme der Schaumstoffsparte, die nun als Neveon geführt wird, bei. 2021 sind zwei Milliarden Euro das Umsatzziel, sagte Vorstandsvorsitzender Axel Kühner am Dienstag.

111 Millionen Euro wurden in Sachanlagen investiert, 40 Prozent davon in Österreich. Generell habe die Pandemie viele Dinge beschleunigt, resümierte Kühner. Im Jänner 2020 habe man ein Pilotmodell mit 50 Prozent Homeoffice gestartet, "acht Wochen später waren es 100 Prozent für die Office-Bereiche", so Kühner, der selbst einen Tag Heimarbeit pro Woche beibehalten möchte. Den Mitarbeitenden werde viel Freiraum gelassen, sich ihre Büro- und Heimarbeitszeiten aufzuteilen. Man wolle auch neue digitale Geschäftsmodelle forcieren.

Bei Innovationen liege der Fokus auf Nachhaltigkeit, dem Recycling von Matratzen und darauf, Lebensmittelverpackungen leichter recyclierbar zu machen. Die Rohstoffknappheit trifft auch Greiner. "Neveon konnte Aufträge nicht ausführen, weil Rohmaterial fehlte", berichtete Kühner, der das erste Halbjahr heuer noch schwierig, aber eine Normalisierung in der zweiten Jahreshälfte sah. Die Schaumstoffsparte sei ein Wachstumsfokus, der noch zulegen könne.

Obwohl man gut durch die Krise kam, habe auch Greiner bis zu 800 von 2600 Mitarbeitern in Österreich von April bis September in Kurzarbeit geschickt - außer in der Medizintechnik und Lebensmittelverpackung. Staatliche Hilfen wurden laut Kühner weiter an die Mitarbeiter ausgeschüttet, 1000 Euro pro Person in Österreich vor Weihnachten und in den anderen Ländern nach Kaufkraft gewichtet ebenso viel.

Beitrag zur Impfstoffentwicklung

Es gab trotz guter Zahlen Bereiche, in denen es schwierig war, betonte Kühner. Auch in der Medizintechnik habe es Rückgänge gegeben, die aber mit der Herstellung von Stabilisierungsröhrchen für Coronatests überkompensiert wurden. Das verhalf der Sparte zu einem Umsatz von 693 Millionen Euro, was eine Steigerung um 36 Prozent bedeutet. Mit den Röhrchen werde man "über die Pandemie hinaus eine neue Produktlinie kreieren", so Kühner, der in der Zukunft etwa Testen auf Influenza als sinnvoll erachtet. Auch in die Impfstoffentwicklung von Biontech seien Greiner-Produkte involviert gewesen. "Wir freuen uns, dass wir einen echten Beitrag leisten konnten."

Im Bereich Packaging habe es Höhen (Lebensmittel) und Tiefen (Gastro, Automobil) gegeben, der Umsatz wurde mit 692 Millionen Euro gut gehalten. Im Lebensmittelbereich "konnte die Kunststoffverpackung zeigen, was sie kann und wofür sie da ist". Kühner möchte die Diskussion um Plastik versachlichen und "entscheidend ist das sachgerechte Entsorgen". Greiner hält an dem Ziel fest, bis 2025 alle Kunststoffverpackungen wiederwendbar, recyclierbar oder kompostierbar zu machen. "Wir sehen uns auf einem guten Weg", verwies Kühner auf den in vier Wochen erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht.

Mehr Weg liegt noch beim Thema Frauen in Führungspositionen vor dem Unternehmen. Man wünsche sich das, "weil wir glauben, dass es Role Models braucht". Der Frauenanteil von 37 Prozent gehe großteils auf die Produktion zurück und dort auf ungelernte Tätigkeiten - "leider ein dramatisches Spiegelbild der Gesellschaft", so Kühner. Vorstand und Spartenleitungen sind von sechs Männern besetzt, die höchst positionierte Frau im Unternehmen ist die kaufmännische Geschäftsführerin Barbara Desl bei Greiner Packaging.

Insgesamt sind 11.494 Menschen bei Greiner an 139 Standorten in 34 Ländern beschäftigt, 2680 in Österreich. 750 kamen durch die Eingliederung des Joint Ventures Eurofoam dazu, 85 schieden durch die Schließung eines Teilbetrieb in St. Gallen in der Steiermark, der vor allem für Autozulieferer tätig war, aus.

Der nun vollständig unternehmenseigene Schaumstoffbereich Neveon trug 2020 mit 479 Millionen Euro ein Viertel zum Gesamtumsatz bei. Ein Minus fuhr 2020 letztlich nur der Bereich Extrusions mit 68 Millionen Euro (minus 13 Prozent) ein, der aber als reiner Technologielieferant nicht mit den produzierenden Sparten vergleichen werden könne.

(APA)

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