Kulturpolitik

Dresden wünscht eine Zukunft ohne Thielemann

Christian Thielemanns Vertrag in Dresden wird nicht verändert.
Christian Thielemanns Vertrag in Dresden wird nicht verändert.dpa-Zentralbild/Robert Michael
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Die sächsische Kuturministerin hat entschieden: Dirigent Thielemann wird die Sächsische Staatskapelle nur noch bis 2024 leiten.

Es ist kein „unheimlich starker Abgang“, aber einer, der die internationale Musikwelt aufhorchen lässt: Christian Thielemanns Vertrag als Chefdirigent der Staatskapelle Dresden wird nicht verlängert! Die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch hat ihre diesbezügliche Entscheidung am Montag Nachmittag bekannt gegeben. Doch auch der Vertrag des Intendanten der Semperoper, Peter Theiler, wird nicht verlängert.

Die Auseinandersetzungen zwischen dem Dirigenten und Theiler hatten auf dem Höhepunkt der Corona-Krise Schlagzeilen gemacht, weil Thielemann mit seinem Orchester für die Wiederaufnahme des Konzertbetriebs eine Probe zu Richard Strauss' Tondichtung „Ein Heldenleben“ abhalten, was Thieler mit Verweis auf die Sicherheitsmaßnahmen im Zuge der Bekämpfung der Pandemie untersagte.

Nun hat die Kulturministerin entschieden, sich von beiden Herren zu trennen. Ihre Ankündigung am Montag Nachmittag lautete kryptisch: „Die Stille während der Corona-Krise lässt in den Hintergrund treten, dass wir bis heute auf eine erfolgreiche Intendanz von Peter Theiler und auf ein gutes Jahrzehnt der Sächsischen Staatskapelle Dresden mit ihrem Chefdirigenten Christian Thielemann zurückblicken. Für die Zukunft müssen wir heute Entscheidungen treffen.“

"Das Übermorgen der Oper"

Warum angesichts eines solch „guten Rückblicks“ die Verträge der Verantwortlichen nicht verlängert werden – womit in der Musikwelt eigentlich gerechnet wurde – erklärt die Ministerin so: „Wir sehen das, was heute gut ist und denken trotzdem an das Übermorgen der Oper. Und eine Oper in zehn Jahren wird eine andere als die Oper von heute sein: Sie wird teilweise neue Wege zwischen tradierten Opern- und Konzertaufführungen und zeitgemäßer Interpretation von Musiktheater und konzertanter Kunst gehen müssen.“

Es gehe darum, „die Anziehungskraft für das vielfältige Publikum zwischen gewachsenen Stammgästen und neuen Zielgruppen zu behalten oder zu steigern.“ Das gelte auch für „das Verhältnis zwischen dem gewohnten Besuch im Opernhaus und der Nutzung digitaler Angebote.“

Christian Thielemann, dem man politischerseits offenbar keine „zeitgemäßen“ Wagner- und Brahms-Interpretationen zutraut, bleibt also bis 2024 Chefdirigent in Dresden. Darüber, ob die Ausbootung von Orchester und Dirigent als Residenz-Ensemble bei den Salzburger Osterfestspiele die Dersdner Entscheidung beeinflusst hat, kann nur spekuliert werden. Für den Dirigenten, der im Vergleich mit vielen Kollegen notorisch wenige Termine pro Spielzeit wahrnimmt, erleichtert das in Zukunft die Möglichkeit zu gastieren. Ob Wien davon profitieren wird, bleibt abzuwarten. Mit den Philharmonikern verbindet den Dirigenten eine Herzensbeziehung. Mit der Mailänder Scala gibt es jedoch, wie zu hören ist, bereits weitreichende Vereinbarungen.

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