100. Geburtstag Joseph Beuys

„Man muss Beuys den Heiligenschein nehmen“

Maler, Autor und Filmer Hans Peter Riegel posiert im Löwenbräu-Areal für ein Portrait.
Maler, Autor und Filmer Hans Peter Riegel posiert im Löwenbräu-Areal für ein Portrait.(c) Samuel Schalch / Tages-Anzeiger (Samuel Schalch)
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Er umgab sich mit Altnazis und wollte mit seiner Kunst die Anthroposophie verbreiten: Die „Heuchelei“ rund um Beuys' „verdeckte Mission“ ärgert den kontrovers diskutierten Beuys-Biografen Hans Peter Riegel.

Die Presse: In der Wiener Ausstellung im Belvedere 21 wird im Eingangstext explizit Beuys' Schwiegervater genannt, Hermann Wurmbach. Der Kurator will so den Einfluss des Zoologen auf das Werk betonen. Wer Ihre Recherchen gelesen hat, muss bei diesem Namen allerdings an völlig anderes denken.

Hans Peter Riegel: Wurmbach ist ja berühmt für seine Zoologiebücher. Aber er war auch Rassentheoretiker, Eugeniker und NS-Funktionär, stellvertretender Gaudozentenführer, ein SA-Mann, also ein Nazi allerbester Güte. Diese Vita war vor meinen Recherchen unbekannt. Jedenfalls war Wurmbach sicher eine starke Inspirationsquelle für Beuys. Auch dass Beuys auf die Idee kam, ständig zu behaupten, er hätte ein naturwissenschaftliches Studium absolviert, kann hier verortet werden. Dabei hatte er allenfalls als Gasthörer zwei, drei Vorlesungen auf der NS-Reichsuniversität Posen absolviert, die in der NS-Zeit ein rassistischer Thinktank war. Es ist sehr typisch für die Beuys-Rezeption, dass da niemand nachgeforscht hat.

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