Kunstlicht

Warum ich nicht nach Basel flog, um einen Baum anzustarren

Gerhard Maurer
  • Drucken

Der Erfinder des Klagenfurter Stadionwäldchens, ein Beuys-Schüler, hat sich jetzt auf einen einzigen Baum besonnen. Auch nicht origineller.

Mehr als die Hälfte meiner Menge CO2, die ich im Jahr verbrauchen darf, „um den Klimawandel aufzuhalten“, so die Seite myclimate.org, habe ich mir nun aufgespart: 0,323 Tonnen. Nur, weil ich gestern verzichtet habe, von Wien nach Zürich zu fliegen, um später am Baseler Münsterplatz auf einen Baum zu starren. Was mir, so der einladende Künstler Klaus Littmann, bewusst hätte machen sollen, „wie wir Menschen zur Natur stehen, wie wir mit dem Baum, dem Wald und der Natur umgehen“. War ich bisschen schneller schon. Und sagte ab. Wie zynisch „Klimakunst“ doch sein kann. Vor allem, wenn sie keine gute Klimakunst ist. Sondern schaler Aufguss.

Immerhin waren es diesmal nicht gleich 299 Bäume und Sträucher, die im Namen des Klimaschutzes und im Dienste männlicher Eitelkeit durch die Weltgeschichte gehievt werden mussten wie 2019 ins Klagenfurter Fußballstadion. Sie erinnern sich? Littmann, ein Beuys-Schüler aus Basel übrigens, hat sich mithilfe des Immobilienentwicklers Herbert Waldner eingebildet, eine Zeichnung des österreichischen Künstlers Max Peintner von 1970 real werden zu lassen. So eine tolle Zeichnung. Sie stellte das Bedrohliche der Natur ins Zentrum: Bäume, die wie wilde Tiere ins Colosseum gesteckt worden waren, die gaffenden Menschen, die sie wie ein Spektakel betrachten. Nie hatte er an eine tatsächliche Umsetzung gedacht, erzählte Peintner damals, sie sei ihm egal. Das nennt man Konzeptkunst. Klimaneutrale Konzeptkunst.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.