Künftig will Facebook mit seinem populären Messenger-Dienst WhatsApp Geld verdienen. Was sich für Nutzer ändert und was es zu beachten gilt und wie die EU helfen könnte.
Facebook bleibt dabei, ab dem 15. Mai soll WhatsApp noch mehr Daten mit der Konzernmutter teilen. Facebook darf die Daten dann zu Werbezwecken verwenden und die Zahlungsinformationen auch mit Drittanbietern teilen. Wer dem nicht zustimmen will, muss langfristig auf den Dienst verzichten.
Die vollmundigen Versprechen Facebooks bei der Übernahme von WhatsApp, nie die Messenger-Daten verwenden zu wollen und die beiden Unternehmen getrennt voneinander zu führen, sind passé. Auch die Gnadenfrist wurde verschoben. Denn eigentlich hätte den neuen Nutzungsbedingungen bereits Ende Februar zugestimmt werden sollen. Nutzer quittierten dieses Ultimatum mit einem Wechsel zur Konkurrenz.
Eine deutsche Umfrage hat ergeben, dass mehr als ein Drittel den Dienst weniger nutzt als vorher. Dennoch ist mehr als 14 Prozent die aktuelle Diskussion nicht einmal bewusst, 26 Prozent wissen Bescheid, geben aber an, es sei ihnen egal. Für viele sind Familie und Freunde der Grund für den Verbleib bei WhatsApp. Lediglich 4,3 Prozent haben der App völlig den Rücken gekehrt.
Ein Überblick, was sich für die restlichen 95,7 Prozent ändert:
Was ändert sich ab dem 15. Mai?
Facebook hat lange die Füße still gehalten und einen Pool von zwei Milliarden Nutzerdaten nicht zur Monetarisierung genutzt. Jetzt will man aber auch mit dem Messengerdienst Geld verdienen.
Muss ich zustimmen, um WhatsApp zu nutzen?
Vorerst bleibt alles beim alten. Facebook bleibt aber vage mit einem Stichtag. Hat man den neuen Nutzungsbedingungen noch nicht zugestimmt, kann man vorerst das Benachrichtigungsfenster ignorieren. Denn auch ohne Zustimmung könne der Dienst "mehrere Wochen" uneingeschränkt genutzt werden. Dann soll die Erinnerung permanent angezeigt werden. Danach soll schrittweise der Dienst eingeschränkt werden.
Wird der Dienst weiter eingeschränkt?
Verwehrt man dem Dienst das Häkchen, kann man lediglich noch Anrufe und Nachrichten empfangen. Beantworten wird dann noch "für eine kurze Zeit" möglich sein. WhatsApp stellt damit gleich klar, dass auch diese Funktion nicht auf Dauer freigeschaltet bleiben wird und der Dienst auf absehbare Zeit unbrauchbar wird.
Kann man sich dagegen wehren?
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat eine Anordnung erlassen, die die Datenweitergabe von WhatsApp an Facebook untersagt. Dafür fehle eine ausreichende rechtliche Grundlage, teilte die Behörde am Dienstag mit, die in Deutschland für Facebook zuständig ist. Diese Anordnung gilt für drei Monate. Für eine europäische Entscheidung wurde eine Befassung durch den Europäischen Datenschutzausschuss (EDSA) beantragt.
Welche Pläne hat Facebook mit WhatsApp?
Der Dienst soll zum Kanal zwischen Unternehmen und Kunden werden. Ein Schuhgeschäft, das man auf Facebook gefunden hat, soll man über die App künftig direkt fragen können, ob es ein bestimmtes Paar in der richtigen Größe vorrätig hat. Langfristig soll darüber auch bezahlt werden können.
Bleibt WhatsApp werbefrei?
Nein. Facebook holt sich mit den neuen Nutzungsbedingungen die Erlaubnis, künftig auch Werbung einspielen zu dürfen. Diese soll wie auch bei Facebook personalisiert und konkret auf das Suchverhalten zugeschnitten sein.
Liest Facebook künftig die Nachrichten seiner Nutzer?
Facebook betont, dass die Nachrichten zwischen den Nutzern weiterhin Ende zu Ende verschlüsselt sind. Selbst WhatsApp hat keinen Zugriff. Am Umfang der an Facebook weitergegebenen Daten ändere sich auch mit den neuen Nutzungsbedingungen nichts. Der Konzern erhalte weiter Telefonnummer, Geräteinformationen und das Nutzerverhalten. Also wie oft und wie lange jeder einzelne die App nutzt und wie häufig gewisse Dienste in Anspruch genommen werden. Daran soll sich auch künftig nichts ändern.