Laut Hamas seien zahlreiche ranghohe Militärverantwortliche getötet worden, die israelische Armeeführung stellt die palästinensischen Totenzahlen aber infrage.
Die Hamas hat den Tod mehrerer ihrer Anführer bei den israelischen Militärangriffen im Gazastreifen bekanntgegeben. Wie die militante Palästinenserorganisation am Mittwoch mitteilte, wurden bei den Angriffen der Chef des bewaffneten Arms der Hamas in Gaza, Bassem Issa, und "zahlreiche" weitere ranghohe Militärverantwortliche getötet.
In Israel wurde unterdessen ein Soldat durch eine Rakete aus dem Gazastreifen getötet. Wie die israelische Armee am Mittwoch mitteilte, wurde der 21-Jährige bei einem Einsatz zum Schutz von Dörfern nahe der Grenze von einer Panzerabwehrrakete zum Gazastreifen getroffen und tödlich verletzt. Der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Bet hatte zuvor mitgeteilt, Issa und vier weitere ranghohe Hamas-Anführer seien getötet worden.
Die israelische Armeeführung stellt die offiziellen palästinensischen Totenzahlen infrage: "Hamas ist eine Terrororganisation, die bekannt dafür ist, dass sie lügt, manipuliert und verfälscht", sagte Armeesprecher Jonathan Conricus am Mittwochabend bei einem Briefing des israelischen Außenministeriums. "Ich schreibe hinter die Totenzahlen der Hamas ein großes Fragezeichen", so Conricus. Außenministeriumssprecher Lior Haiat betonten zudem, dass viele von der Hamas abgeschossene Raketen in bewohnten Gebieten im von der Hamas beherrschten Gazastreifen gelandet seien. Sie hätten dabei palästinensische Zivilisten getötet. Diese Toten würden nun Israel zugeschrieben.
Der Armeesprecher gab am Abend an, dass bisher 30 Vertreter der Hamas, darunter auch aus der Führung der Organisation, von den israelischen Streitkräften getötet worden seien. Nach früheren Angaben der Hamas vom Mittwoch waren Bassem Issa, der Chef des bewaffneten Arms der Organisation in Gaza, sowie weitere führende Hamas-Vertreter getötet worden.
Büros von Hamas und Islamischen Jihad zerstört
Israelische Kampfflugzeuge haben ein weiteres von Militanten genutztes Hochhaus in Gaza zerstört. In dem 14-stöckigen Gebäude hatten sowohl die islamistische Hamas als auch der militante Islamische Jihad Büros. Allerdings gab es auch Cafés und Geschäfte in dem Haus. Videos zeigten, wie das Haus nach dem Angriff einstürzte.
Die Luftwaffe hatte zuvor auch das Haus eines ranghohen Mitglieds der islamistischen Hamas zerstört. Das Gebäude diente demnach als Waffenlager. Insgesamt zerstörte das Militär seit Dienstag bisher drei Hochhäuser.
Dritte Angriffswelle seit Dienstagabend
Im Großraum Tel Aviv ist unterdessen erneut Raketenalarm ausgelöst worden. Heulende Warnsirenen waren am Mittwochabend zu hören. Es war die dritte Angriffswelle seit Dienstagabend. Die Küstenmetropole - Israels Wirtschaftszentrum - war in der Nacht zum Mittwoch so heftig mit Raketen beschossen wie nie zuvor.
Angesichts der zunehmend entfesselten Gewalt in Nahost haben die Vereinten Nationen den UNO-Sicherheitsrat laut Diplomaten vor einem großen Krieg gewarnt. Der UNO-Sondergesandte Tor Wennesland betonte demnach bei einer Dringlichkeitssitzung des mächtigsten UN-Gremiums Mittwoch in New York, dass die Spirale der Gewalt enden müsse.
Der 15-köpfige Rat konnte sich bei einer ersten Sitzung am Montag nicht auf eine gemeinsame Stellungnahme einigen. Ein Entwurf Norwegens sah Kreisen zufolge neben der Verurteilung der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern auch die Erklärung der Besorgnis über mögliche Vertreibungen von palästinensischen Familien aus Ost-Jerusalem vor. Diese Positionierung sei aber am Widerstand der USA gescheitert, hieß es.
Nach israelischen Angaben haben Palästinenserorganisationen wie die Hamas und der Islamische Jihad seit Montag mehr als tausend Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Viele der Geschoße wurden von der israelischen Raketenabwehr abgefangen, während andere in Wohngebieten einschlugen. In Israel wurden insgesamt fünf Menschen durch den Raketenbeschuss getötet, darunter eine indische Staatsbürgerin.
Als Reaktion auf die Attacken flog die israelische Luftwaffe die schwersten Angriffe seit dem Gaza-Krieg 2014. Sie bombardierte bei hunderten Einsätzen Einrichtungen der Hamas und anderer militanter Gruppen im Gazastreifen. Nach palästinensischen Angaben wurden bei den Luftangriffen insgesamt 48 Menschen getötet, unter ihnen 14 Kinder.
Auslöser der jüngsten Gewalteskalation ist die drohende Zwangsräumung von rund 30 Palästinensern aus ihren von jüdischen Israelis beanspruchten Wohnungen in Ost-Jerusalem. Bei den heftigsten Zusammenstößen seit Jahren zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern in Ost-Jerusalem waren in den vergangenen Tagen hunderte Palästinenser und dutzende Polizisten verletzt worden.
(APA)