Noch vor der Angelobung ihres Abgeordneten-Sextetts sorgt die steirische FPÖ für Wirbel. KPÖ-Landesvorsitzender Parteder fordert aufgrund dieser Aussagen noch vor der Angelobung Hadwigers dessen Rücktritt.
Graz. „Es war nicht wirklich alles schlecht“, sagt Gunter Hadwiger. Der designierte steirische FPÖ-Landtagsabgeordnete beschert mit dieser Einschätzung des Nationalsozialismus seiner Partei gehörigen Erklärungsbedarf. „Ich hoffe neutral“, beschreibt der 61-jährige Weststeirer ergänzend sein Verhältnis zu dieser Geschichtsepoche in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“.
KPÖ-Landesvorsitzender Franz-Stephan Parteder fordert aufgrund dieser Aussagen noch vor der Angelobung Hadwigers dessen Rücktritt. „Wer neutral zum Nationalsozialismus steht, dürfte eigentlich keinen Platz im Landtag haben“, schimpft Parteder.
Hadwiger selbst mühte sich am Dienstag eilig ab, seine Aussagen zu relativieren. „Ich will mit dieser Ideologie nichts zu tun haben“, betonte er. Er habe lediglich ausdrücken wollen, dass „gewisse Begriffe wie Heimat oder kulturelle Äußerungen wie Liedgut, das es vor dieser Zeit gab und von den Nationalsozialisten übernommen wurde, nicht in dieses Eck gestellt werden soll“. Schon in besagten Interview hatte Hadwiger – er ist Mitglied der Akademischen Fliegerschaft Wieland Staufen Graz – beklagt, dass es „nicht so toll ist, wenn man für Heimat ist und als Nazi angesprochen wird“.
Im Vorfeld der Vorstandssitzung der steirischen FPÖ mischt sich damit Ärger in die Freude über den Wahlerfolg, der den Freiheitlichen nicht nur den Wiedereinzug in den Landtag, sondern auch ein Comeback in der Landesregierung eingebracht hat. Parteiobmann Gerhard Kurzmann wird diese Position einnehmen. Auch er sorgt(e) mit Geschichtsinterpretationen für Aufsehen.
Kopfgeld-Prämie ausgelobt
Das Mitglied der Kameradschaft IV, einer Organisation ehemaliger SS-Verbände, wehrt sich gegen den Vorwurf einer Kollektivschuld aller Wehrmachtsangehöriger. Außerdem bezeichnet er Südtirol nicht als Teil Italiens. Im „Falter“ wird er mit Attacken gegen Slowenien zitiert. Dort passiere „Scheindemokratie“ wettert er über die fehlende Entschuldigung für Verbrechen der Tito-Partisanen. Die slowenische Politik sei „genauso verbrecherisch unserem Volk gegenüber wie die tschechische“.
Die Position des Klubobmanns im Landtag wird Georg Mayer einnehmen. Der Landesparteigeschäftsführer fiel zuletzt mit der Ausschreibung einer Kopfgeldprämie von 2000 Euro auf – für Hinweise, die zur Ergreifung jener seinen Angaben nach ausländischen Täter führen, die Ende August Freunde von ihm vor einem Lokal im Grazer Uni-Viertel krankenhausreif geprügelt haben sollen.
Mayer wird einen ausschließlich mit Männern besetzten Landtagsklub dirigieren: neben Hadwiger Hannes Amesbauer, Anton Kogler Peter Samt und Gerald Deutschmann. Bei Hadwiger ist die Vorfreude auf seine neue Funktion lesbar. Seine Homepage ziert das Zitat: „Jeder sollte an etwas glauben. Ich glaube, ich hol mir noch'n Bier aus dem Kühlschrank.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.09.2010)