Coronavirus

Hilfsanfragen bei Caritas-Sozialberatung deutlich gestiegen

"Corona hat dazu geführt, dass neue Gruppen zur Sozialberatung kommen“, sagt Michaela Haunold von der Caritas. Die Unterstützungsanfragen kommen aus neuen Gruppen der Bevölkerung.

Bei der Caritas sind die Hilfsanfragen in der Sozialberatung während der Pandemie deutlich gestiegen. "Corona hat dazu geführt, dass neue Gruppen zur Sozialberatung kommen", schilderte Michaela Haunold, Abteilungsleiterin für Beratung und Hilfe der oberösterreichischen Caritas für Menschen in Not, laut Kathpress bei einem Caritas-Webinar in Linz am Mittwochabend. Die Probleme und Sorgen sind vielschichtig.

Der Druck auf Betroffene steige beispielsweise, wenn das geringfügige Gehalt durch Jobverlust wegfällt, Trinkgelder für Beschäftigte in der Gastronomie ausbleiben, Alimente weniger sind, ein zahlender Elternteil die Arbeit verliert, eine Erkrankung ausbricht, oder aufgrund von Kurzarbeit. Unsicherheit lösten auch hohe Jahresabrechnungen für Strom, Heizung und Wasser aufgrund der vermehrten Zeit zu Hause aus, berichtete die Caritas-Expertin.

Dass Armut österreichweit ein aktuelles Thema ist, macht der Blick auf die Statistik deutlich. Seit April gilt als armutsgefährdet, wer weniger als 1.328 Euro monatliches Einkommen hat. In Österreich sind das etwa 1,5 Millionen Menschen. Besonders betroffene Gruppen seien Alleinerziehende, kinderreiche Familien, Menschen mit Mindestpension, Langzeitarbeitslose ab etwa einem halben Jahr ohne Arbeit, Migrantinnen und Migranten sowie kranke Menschen, sagte Haunold: "Mehr als die Hälfte unserer Klientinnen und Klienten sind Frauen."

Bedarf vor allem in ländlichen Regionen gestiegen

Der Bedarf an Sozialberatungen ist laut der Caritas-Mitarbeiterin vor allem in ländlichen Regionen stark gestiegen. Das sei unter anderem auf den Ausbau des Beratungsangebots per Telefon und Internet zurückzuführen. Dieses werden leichter angenommen, weil die Hürde wegfalle, persönlich in eine der zwölf Beratungsstellen zu gehen. Allein im Jahr 2020 seien in etwa 18.000 Beratungen rund 12.000 Personen unterstützt worden. Auch ein Anstieg in der Obdachlosigkeit sei bemerkbar, erzählte die Mitbegründerin des "Helpmobils", einer mobilen medizinischen Basisversorgung. Die meisten Armutsbetroffenen versuchen jedoch aus Scham, ihre Situation nach außen nicht zu zeigen.

Zu den größten Hürden, um aus der Not herauszukommen, zählen äußerst angespannte Einkommenssituationen wie etwa bei "neuen Selbstständigen", Taxilenkern oder in der Gastronomie. Die Pandemie habe solche Situationen verstärkt, ebenso wie Verluste in der Familie, andere persönliche biografische Krisen, fehlende oder zerbrechende Beziehungen, gesundheitliche und psycho-soziale Probleme.

Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen Einkommensverluste sowie unsichere Arbeitsverhältnisse tragen das Ihrige dazu bei. Schwierig werde es auch, wenn Unterstützungsansprüche unklar sind, zum Teil gekürzt wurden, oder aufeinander bezogen werden, wie etwa das Kinderbetreuungsgeld, das ohne Familienbeihilfebescheid nicht ausbezahlt werde. Letztlich sei die Leistungshöhe der Unterstützung oft nicht Existenz sichernd, kritisierte Haunold.

(APA)

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