Cyberangriff

Biden: Hacker auf Pipeline leben wohl in Russland

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US-OIL-hacking-pipelineAPA/AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLD
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Die größte Benzin-Pipeline in den USA hat den Betrieb schrittweise wieder aufgenommen.

Die Kriminellen hinter dem jüngsten Cyberangriff auf die größte Benzin-Pipeline in den USA leben nach Überzeugung der US-Regierung in Russland. Dafür gebe es starke Anhaltspunkte, sagte Präsident Joe Biden am Donnerstag. Moskau sei aber nicht in den Angriff verwickelt gewesen. "Wir glauben nicht, dass die russische Regierung in diesen Angriff involviert war", sagte Biden im Weißen Haus.

Die USA hätten Russland aber aufgefordert, gegen die Täter und solche Cyberangriffe und Erpressungsversuche vorzugehen, sagte der US-Präsident. Biden forderte die Amerikaner angesichts örtlicher Engpässe bei der Benzinversorgung aufgefordert, nicht in "Panik" zu verfallen. "Kaufen Sie in den nächsten Tagen nicht mehr Benzin, als Sie brauchen", sagte Biden am Donnerstag im Weißen Haus. Die Versorgung werde sich in den kommenden Tagen wieder normalisieren und "Panikkäufe werden das nur hinauszögern", sagte Biden. Schlangen an Tankstellen zu sehen, sei beängstigend, räumte er ein. Das wichtigste sei nun aber, "nicht in Panik zu verfallen".

Betrieb wieder aufgenommen

Biden erklärte, die Pipeline solle bereits am Donnerstag wieder mit voller Kapazität im Einsatz sein, woraufhin sich die Engpässe zum Wochenende oder spätestens Anfang nächste Woche auflösen dürften. Dies sei eine "zeitlich begrenzte Lage", betonte Biden. Die Pipeline ist für die US-Versorgung von großer Bedeutung, sie transportiert etwa 45 Prozent aller an der Ostküste verbrauchten Kraftstoffe.

Die größte Benzin-Pipeline in den USA hat den Betrieb laut Aussagen der Betreibergesellschaft Colonial vom Mittwoch (Ortszeit) schrittweise wieder aufgenommen. Das teilte die mit. Sie warnte jedoch, dass es mehrere Tage dauern dürfte, bis die Anlage wieder normal läuft.

Die Firma hatte Ende vergangener Woche Systeme nach einer Cyberattacke vom Netz genommen, um die Bedrohung einzudämmen. Der Betrieb der Pipeline kam dadurch komplett zum Erliegen, was in Teilen des Landes Benzin-Engpässe verursachte. Die Ölpreise sind am Donnerstag im frühen Handel nach den Gewinnen in den vergangenen Tagen deutlich gesunken.

Viele Tankstellen ohne Benzin

Die Lage an den Tankstellen in den USA hatte sich zuletzt verschärft. Patrick De Haan von der Marktanalysefirma Gasbuddy teilte am Mittwochabend (Ortszeit) auf Twitter mit, im Bundesstaat North Carolina sei an 70 Prozent der Tankstellen kein Benzin mehr erhältlich. In Virginia seien 53 Prozent der Tankstellen betroffen, in South Carolina und Georgia sei es jeweils knapp jede zweite. Auch in anderen Bundesstaaten im Südosten der USA gab es demnach Engpässe.

An den Zapfsäulen, an denen Autofahrer Sprit horteten, kam es teils zu chaotischen Szenen. US-Medien verbreiteten ein Instagram-Video von einer Schlägerei an einer Tankstelle in North Carolina, wo sich eine Fahrerin offenbar in der Schlange an einer Zapfsäule vordrängeln wollte. Die US-Verbraucherschutzbehörde CPSC sah sich am Mittwoch dazu gezwungen, auf Twitter davor zu warnen, Benzin in Plastiksackerln zu füllen. Auch in der Region um die US-Hauptstadt Washington - in der nach De Haans Daten jede fünfte Tankstelle ausfiel - berichteten Autofahrer von langen Schlangen an den Zapfsäulen.

De Haan rechnete trotz der schrittweisen Wiederaufnahme des Betriebs der Pipeline mit einer möglichen Verschärfung der Benzin-Knappheit im Südosten der USA vor eine Entspannung der Lage an diesem Freitag. Die Engpässe haben die Spritpreise in den USA auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2014 getrieben. Die US-Regierung hatte die Bürger dazu aufgerufen, keinen Kraftstoff zu horten. "Wir haben Benzin, wir müssen es nur zu den richtigen Orten bringen", sagte Energieministerin Jennifer Granholm am Dienstag.

Viele Hintergründe des Cyberangriffs sind weiterhin unklar. So ist etwa unbekannt, wie viel Geld die Hackergruppe DarkSide, die als verantwortlich für die Attacke gilt, von Colonial erpressen wollte. Das Unternehmen hielt sich bisher auch bedeckt dazu, ob überhaupt Lösegeld gezahlt wurde. Eine stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin hatte am Montag im Weißen Haus erklärt, die Regierung habe dazu auch keine Informationen. Momentan sei von einem "kriminellen Akt" auszugehen. Es würden aber alle Hinweise geprüft, auch mit Blick auf eine mögliche Verwicklung staatlicher Akteure.

(APA)

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