Klettern in den Dolomiten

150 Jahre Bergführer in Cortina

Kürzer, aber technisch anspruchsvoller über die Eötvös-Dimai-Route auf die Tofana di Rozes.
Kürzer, aber technisch anspruchsvoller über die Eötvös-Dimai-Route auf die Tofana di Rozes.Alberto De Giuli
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1871 wurde in Cortina d'Ampezzo mit dem ersten Bergführer der Grundstein für den Tourismus gelegt. Die Traditionsrouten sind veritable Highlights.

Vor genau 150 Jahren hatte Cortina d'Ampezzo seinen ersten Bergführer, Fulgenzio Dimai, und das in einer Zeit, als man die Felswände nur ehrfürchtig vom Boden aus bewunderte. Das venezianische Bergdorf in den Dolomiten blühte auf, Kletterer waren die ersten Touristen, immer mehr Routen wurden erschlossen – 30 Jahre später auch eine heute legendäre: die Eötvös-Dimai-Route. Sie führt durch die imposante Südwand der Tofana di Rozes (3225 m) und ist nicht nur ein Klassiker, sondern auch eine der schönsten und aussichtsreichsten der mehr als 1000 Kletterrouten der Region.

Eötvös-Dimai-Route als Meisterwerk

Die Route erhält in diesem Jubiläumsjahr eine weitere Bedeutung: Bergführerin Nadia Dimai führt Gäste über die Eötvös-Dimai-Route und erzählt von damals, als die ungarischen Adeligen Ilona und Rolanda von Eötvös gemeinsam mit Antonio Dimai den Gipfel der Tofana di Rozes (3225 m) über die Südwand erreichten.
„Die Eötvös-Dimai-Route ist ein Meisterwerk“, schwärmt Dimai, Mitglied der Scoiattoli (italienisch für Eichhörnchen). Ihre persönliche Lieblingsroute befindet sich auch dort: die Primo Spigolo – die erste Kante des Berges. Sie ist mit ihren 450 Metern und dreieinhalb Stunden etwa um die Hälfte kürzer als ihre 120 Jahre alte Schwester, doch mit den vielen Überhängen und Spalten technisch anspruchsvoll.

Bergführerfamilien über Generationen

Am Ende belohnt ein großes Dolomiten-Panorama all die Mühen.
Am Ende belohnt ein großes Dolomiten-Panorama all die Mühen. Alberto De Giuli

Wenn Nadia Dimai mit Gästen klettert, bringt sie ihnen gern die Geschichte ihrer Heimat näher. Sie erzählt von den Regolieri, den Nachkommen der Ursprungsfamilien. Schon seit Jahrhunderten sind ihre Leitziele in den Regole (Richtlinien) festgehalten: das kulturelle Erbe und die Natur als Lebensgrundlage für die nächsten Generationen zu bewahren. Auch Nadia Dimai schrieb Geschichte: Die heute 60-Jährige war hier 1995 die erste Bergführerin. In der Gruppo Guide Alpine Cortina, für die sie beschäftigt ist, gibt es selbst heute nur eine einzige Kollegin. Aber 23 Kollegen. „Frauen können zwar genauso viel leisten, trauen sich aber oft weniger zu“, sagt Dimai. Außerdem gehöre auch eine Portion Glück dazu: „Man muss in den Bergen aufgewachsen sein und die richtigen Menschen treffen.“ Oft zieht sich das Bergführer-Gen über Generationen durch die Familien. Oder, wie in Nadia Dimais Fall, durch einen großen Namen.
Wer auf den Spuren berühmter Alpinisten Cortinas wandeln und selbst die traditionsreiche Eötvös-Dimai-Route klettern möchte, hat im Jubiläumsjahr Gelegenheit: Am 25. Juli sowie am 8. und 22. August bieten die Guides der Bergschule Gruppo Guide Alpine Cortina die Tour über die berühmte Südwand der Tofana di Rozes (3225 m) an. Der Schwierigkeitsgrad liegt zwischen drei und vier, jedoch sollten wegen der Länge von 800 Metern sehr gute Vorkenntnisse im Alpinklettern vorhanden sein.

Infos und frühzeitige Buchung: www.guidecortina.com (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2021)

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