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Nachhaltige Länder-Projekte

Visualisierung Post City Linz: Viel Grün soll den Nachhaltigkeitsanspruch unterstreichen
Visualisierung Post City Linz: Viel Grün soll den Nachhaltigkeitsanspruch unterstreichenmartin mathi
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Bei großen Stadtentwicklungsvorhaben setzen die Bundesländer vermehrt ökologische Akzente: öffentlicher Verkehr, effiziente Energie, mehr Grün. Eine kleine Österreich-Rundfahrt.

Das ehemalige Postverteilerzentrum in Linz war in den vergangenen Jahren vieles: Flüchtlingslager etwa oder Heimat des Ars-Electronica-Festivals. Bald wird es abgerissen, bis 2030 soll ein Quartier mit elf Hochhäusern entstehen: bis zu 13 Stockwerke hoch auf markanten polygonen Grundrissen, mit einem Investitionsvolumen von einer halben Milliarde Euro und mit viel Grün. „Man wird dort auch wohnen können, in erster Linie sollen aber Möglichkeiten zum Arbeiten geschaffen werden“, sagt Vizebürgermeister Markus Hein. Vor allem Pendler sollen es nicht weit vom Bahnhof haben. Damit will man den verkehrsbedingten Schadstoffausstoß vermindern. Im gleichen Zeitraum sollen neue Nahverkehrsknoten geschaffen werden, die den Hauptbahnhof, durch den weiteren viergleisigen Ausbaus der Westbahn vor dem Kollaps stehend, beim Passagieraufkommen um rund 20 Prozent entlasten sollen.

Auch in Salzburg und in Bregenz stehen die Bahnhofsviertel im Brennpunkt. Die Mozartstadt bereitet die erste Einreichplanung des Projekts „S-Link“ vor, für das die Stadt untertunnelt wird. „Die Baugrunduntersuchungen für Etappe eins zwischen Hauptbahnhof und Schloss Mirabell sind abgeschlossen, die gesamte Nord-Süd-Achse um rund 880 Millionen Euro soll bis 2030 fertig sein“, sagt Sprecher Thomas Kerschbaum.

Energie aus dem Gebirge

Am Bodensee hat man nach Unstimmigkeiten rund um den Bahnhofsneubau und dem zumindest vorläufigen Aus des in der Hand privater Investoren gelegenen Stadtentwicklungsvorhabens Seestadt eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die Neugestaltung des Quartiers neu überdenken will. Erfreut ist Bürgermeister Michael Ritsch über die Quartiersentwicklung Leutbühel im Zentrum der Stadt: „Wir wollen die vom motorisierten Verkehr beanspruchte City den Menschen zurückgeben und setzen Maßnahmen zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Stärkung des Handels.“ Nach mehr Lebensqualität strebt man auch in St. Pölten. Ein Hauptaugenmerk gilt dem Siedlungserweiterungsgebiet Eisberg: „Die Schaffung eines Rückhaltebeckens für das Regenwasser ist aufgrund des lehmhaltigen Bodens Voraussetzung für die Errichtung von Wohnanlagen“, sagt Stadtplanerin Carina Wenda. Zudem wolle man durch Aufforstungen am Eisberg den Stadtpark von 30 auf rund 55 Hektar Fläche erweitern und damit ein Zeichen in Sachen Klimaschutz setzen.

In Innsbruck will man Siedlungen mit Gebirgswärme aus dem im Bau befindlichen Brenner-Basistunnel heizen, kühlen und mit Warmwasser versorgen. Fast 40 Grad heiß ist der Fels in der Röhre, unterirdische Bäche sprudeln mit einer Temperatur von 30 Grad in die Drainagen. Derzeit wird überlegt, wie man die „Energie aus dem Inneren der Alpen“ mit Absorber-, Wärmetauscher- und Wärmepumpentechnik nutzen kann, um die Nutzung fossiler Energieträger in den Siedlungen zu minimieren.

In Klagenfurt wurden acht Zielgebiete definiert, die nach ökologischen Gesichtspunkten gestaltet werden, etwa das Ringquartier mit Wohnungen und Geschäftsflächen. „Erstmals hat sich die Stadt durch einen städtebaulichen Vertrag ein Mitspracherecht bei der Gestaltung gesichert“, sagt Robert Piechl, Leiter der Abteilung für Stadtplanung.

Was Sie noch wissen sollten über . . . Bauvorhaben in den Landeshauptstädten

Projekt 1

Stadtvilla Eisenstadt. Hier steht das 100-Jahre-Jubiläum als Hauptstadt des Burgenlandes bevor: Ein altes Ordenshaus im Zentrum, zuletzt Arztpraxis, wird zur Stadtvilla samt Museum und soll nicht nur die Historie Eisenstadts erläutern, sondern auch Ausgangspunkt für den Besuch weiterer thematischer Interventionen im Stadtgebiet sein, sagt Bürgermeistersprecherin Bettina Eder.

Projekt 2

Linzer Hafen. Unter dem Projektnamen „Neuland“ wird er modernisiert und attraktiviert. Ein Teil des Beckens wurde bereits in Manipulationsfläche für die rund 3,5 Millionen Tonnen an Gütern, die jährlich verladen werden, umgewandelt. Zusätzlich entsteht bis Herbst 2022 eine Lagerhalle für Tiefkühl- und Pharmaprodukte. Im geplanten 60-Meter-Hafenturm wird ein Hotel untergebracht.

Projekt 3

Salzburger Flughafenareal. Auf Flächen im Bereich des Salzburger Flughafens will die Stadt verstärkt Gewerbeunternehmen ansiedeln. Der Bedarf ergibt sich durch die Umwidmung ungenutzter Gewerbegebiete in Wohnflächen, die für künftige Unternehmensansiedelungen daher wegfallen. Pluspunkt: Die gute Verkehrsanbindung des neuen Gewerbeareals.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2021)

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