Die ersten Dachterrassen wurden in Wien schon im 16. Jahrhundert angelegt. Die Kunsthistorikerin Eva Berger hat die Geschichte der urbanen Grünoasen bis in die Gegenwart nachgezeichnet.
Diese kleine Insel im Geschiebe des Dächermeeres soll Gelegenheit zu Luft- und Sonnenbad für die Bewohner bieten, Sitz- und Ruhegelegenheit im Grünen und in den warmen Sommermonaten das Schlafen im Freien gestatten.“ Mit diesen Worten schwärmte der Architekt Egon Karl Friedinger 1936 in einem Interview von seinem Dachgarten, einem umgestalteten Presskiesdach. Ja, hoch gelegene Freiflächen können eine wohltuende Kraft auf Menschen ausüben. Gerade in Lockdown-Zeiten vermissten viele Städterinnen und Städter, die ohne Terrasse oder Balkon durch die Pandemie kommen müssen, eine solche grüne Insel vermutlich schmerzlich.
Wenn sie ihren Blick über die Dächer der Bundeshauptstadt schweifen lässt, kommt die Kunsthistorikerin Eva Berger von der Technischen Universität Wien nicht umhin, von Versäumnissen zu sprechen: „Es gibt ein Riesenpotenzial, das hier auszuschöpfen wäre.“ Ansätze existieren freilich bereits, etwa durch die städtische Förderung von begrünten Häusern (Initiative „Cooles Wien“). Seit knapp vierzig Jahren erforscht Berger österreichische Gartengeschichte. Mit ihrem neuen Buch „Flachdach, Dachterrasse, Dachgarten“ legt sie nun eine kleine Wiener Geschichte des Wohnens im Freien vor.