Gastkommentar

Haben niemanden stehen gelassen

Die gesund wirtschaftenden ÖBB können Österreich nach der Krise auf die Beine helfen und Arbeitsplätze sichern.

Josef Urschitz hat in der „Presse“ seine Wahrnehmungen anlässlich der Präsentation der ÖBB-Bilanz niedergeschrieben. In einigen Punkten gebe ich ihm zwar recht, möchte aber einiges für ein vollständiges Gesamtbild ergänzen: Ja, die ÖBB haben 2020 im ersten Corona-Krisenjahr tatsächlich mit 60 Millionen Plus leicht positiv abgeschlossen. Und ja, der Bund, konkret das Klimaschutzministerium, hat durch zusätzliche Bestellungen von Bahn- und Busverbindungen und eine europaweit vorbildliche Förderung des gesamten heimischen Eisenbahnsektors in der Krise knapp 200 Millionen Euro zum Ergebnis beigetragen.
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Wer nun aber denkt, die ÖBB haben ein einfaches Jahr hinter sich, der kennt nicht die ganze Wahrheit: Die ÖBB haben durch Covid-19 rund 700 Millionen Euro an Einnahmen verloren. Ähnliche Einbußen mussten auch andere Bahnunternehmen weltweit hinnehmen. Durch beachtenswerte interne Sparmaßnahmen konnten wir aber knapp 380 Millionen Euro davon aus eigener Kraft kompensieren. Und das bei gleichzeitigem Aufrechterhalten des Personen- und Güterverkehrs. Selbst am Höhepunkt der Pandemie konnten die ÖBB sicherstellen, dass alle, die mussten, zu ihrer Arbeit gekommen sind – Polizistinnen und Polizisten, Lebensmittelangestellte, medizinisches Personal –, und dass die Menschen mit Gütern des täglichen Bedarfs verlässlich versorgt wurden. Kurz gesagt, wir haben keinen Fahrgast und keine Tonne Fracht stehen gelassen.

Wer die Bahn lieber kritisch sieht, lässt diese Fakten mitunter weg. Josef Urschitz nennt die ÖBB-Bilanz 2020 pauschal „seltsam“ und insinuiert damit, dass ich als CEO gemeinsam mit meinem CFO Arnold Schiefer das Ergebnis der ÖBB – einer AG – einfach „zusammenbasteln“ könnte. Ein Zugang, der nicht nur bei unseren Bilanzprüfern für Kopfschütteln gesorgt hat. Natürlich schätze ich die freie Meinungsäußerung und auch den Kollegen Urschitz. Nichtsdestotrotz muss ich Vorwürfe zurückweisen – wie den des „geldverschlingenden Konzerns“, der angeblich Verträge zu möglicherweise unangemessenen Preisen vergibt. Die größte Verwunderung hat bei mir und anderen ausgelöst, dass sich Urschitz fragen muss, ob diese „Bahnfahrerei“ überhaupt Sinn mache und ausreichend zum Klimaschutz beitrage.

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