Das Glück eines Tages. Jubelnde Österreicher im Park des Schlosses Belvedere am 15. Mai 1955, fotografiert von Erich Lessing.
Staatsvertrag

1955: Der Gewinner ist Österreich

Die Geschichte, wie sich Österreich in zehn langen Jahren mit Geschick und Glück die Freiheit erkämpfte, ist unglaublich spannend. Zum Lebenswerk eines Historikers.

Ein Land muss auch Glück haben, großes Glück. Der Abschluss des österreichischen Staatsvertrags am 15. Mai 1955 war so ein Tag des Glücks. Denn was in diesem Jahr, einem annus mirabilis, geschah, war alles andere als naturgegeben. In der Zeit des Kalten Kriegs kam es nur selten vor, dass die sowjetische Armee ein von ihr besetztes Gebiet wieder aufgab. Die Parallelfälle sind unbedeutend: Ein Rückzug aus einem Marinestützpunkt in China, einer aus Finnland, das war es auch schon. Der dritte Fall war der Abzug aus Österreich, gleichzeitig mit den drei übrigen siegreichen Besatzungsmächten des Zweiten Weltkriegs.

Seit 65 Jahren ist das Geschehen, das Österreich völlige Freiheit schenkte, Gegenstand der Forschung. Sie verlief lange Zeit unbefriedigend, die Moskauer Archive waren geschlossen. Dabei war klar, dass es sich hier um ein zentrales Thema der österreichischen Außenpolitik seit 1945 handelte. Weniger sperrig war die Archivlage bei Amerikanern und Engländern. Der Wiener Historiker Gerald Stourzh (er ist heute emeritiert, sein Geburtstag fällt zufällig auf den 15. Mai) fand bei seinen Archivreisen bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren einen Zugang zu diesen Quellen, zur Genese des Vertrags sogar schon ab den 1940er-Jahren.

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