Russland

Streit um Straßennamen: Lenin soll bleiben

Im idyllischen russischen Städtchen Tarussa sollen sowjetische Straßennamen durch vorrevolutionäre ersetzt werden
Im idyllischen russischen Städtchen Tarussa sollen sowjetische Straßennamen durch vorrevolutionäre ersetzt werden(c) imago images/Martin M�ller (Martin M�ller via www.imago-images.de)
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Im idyllischen Städtchen Tarussa sollen sowjetische Straßenbezeichnungen durch vorrevolutionäre ersetzt werden. Die Mehrheit der Bürger ist dagegen. Warum eigentlich? Eine Reportage.

Außerhalb des Stadtzentrums von Tarussa, zehn Minuten flussabwärts die Oka entlang, stand die hölzerne Datscha der Familie Zwetajewa im dichten Grün. Hier verbrachte die Dichterin Marina Zwetajewa als Kind mehrere Sommer. Es waren unbeschwerte Tage, an die sie sich später gern erinnern würde. In Gedichten und Notizen hat sie das Städtchen im südlich von Moskau gelegenen Gebiet Kaluga verewigt. So sehnte sie sich danach, „in Stille die alte Kaluga-Straße entlang zu gehen“. Das war im Jahr 1916.

Statt Stille kam Aufruhr. Bald nach der Machtergreifung der Bolschewisten verließ Zwetajewa Russland in Richtung Westen. An die Poetin erinnert in Tarussa heute eines jener für Russland typischen Literaten-Museen, die persönliche Gegenstände so geflissentlich horten wie Sammler ihre Briefmarken. Von der Familien-Datscha ist nichts mehr übrig. An ihrer Stelle wurde eine Betonfläche gegossen, die in der Sowjet-Ära als Tanzplatz diente. Auch die Kaluga-Straße gibt es nicht mehr. Nach der Revolution wurde sie zur Lenin-Straße. So heißt sie noch immer. Einstöckige Häuschen und weiß getünchte Randsteine säumen ihren Weg.

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