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Bauten Viren den Zellkern?

Das sind knochenbildende Zellen, Osteoblasten. Gelb eingefärbt sind ihre Kerne.
Das sind knochenbildende Zellen, Osteoblasten. Gelb eingefärbt sind ihre Kerne. Science Photo Library / pictured
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Wo der Nukleus unserer Zellen herkommt, in dem das große Genom sitzt, ist ein altes Rätsel. Möglicherweise standen Riesenviren dahinter.

Dass die international nicht allzu weit bekannte niederösterreichische Stadtgemeinde Klosterneuburg anno 2017 in die Fachliteratur und Terminologie der Biologie einging, hat sie ihrer Kläranlage zu danken bzw. manchen ihrer Bewohner: Klosneuviren. Viren, ausgerechnet Viren? Sie stehen nicht erst seit Covid in einem üblen Ruf, sie haben immer wieder Verheerungen über die Menschheit gebracht, die vorletzte war die von Aids, verursacht von HIV, einem der Endogenen Retroviren (ERVs), die sich in das Genom befallener Zellen integrieren.

Aber just solchen haben wir viel zu danken: Vor 100 Millionen Jahren ermöglichte eines den Säugetieren die Innovation der Plazenta – zuvor hatte sie Eier gelegt oder die Jungen in einem Beutel außen am Körper verstaut –, mit einem Protein, das heute noch zentral für den Bau dieses Organs ist, Syncytin. Und vor 46 Millionen Jahren trug ein anderes zur Entstehung der Primaten bei (man weiß es, weil in Genome integrierte ERVs kaum mutieren, sie sind lebende Fossilien). Auch vieles sonst haben wir von Viren: Acht bis zehn Prozent unseres Genoms sind ihr Erbe.

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