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X20: Ein bisschen Bio schadet nicht

Das Nokia X20 ist in den Farben Bronze und Petrol erhältlich.
Das Nokia X20 ist in den Farben Bronze und Petrol erhältlich. ⫻ HMD
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Die finnische Handymarke Nokia hat wohl den höchsten Sentimentalitätsfaktor auf ihrer Seite. Doch abgesehen davon: Kann das neueste Smartphone überzeugen?

Nokia ist Kult. An den Finnen gab es in den Anfängen der Mobiltelefonie kein Vorbeikommen. Kaum jemand, der nicht Erinnerungen an die unzerstörbaren Handyknochen aus grauer Smartphone-Vorzeit teilen kann. Wenig überraschend, dass die Neuauflagen der Nokia-Klassiker, wie dem 3210 und der „Banane“, dem 8810, für Aufsehen sorgten. Ein solches Blitzlichtgewitter wünscht sich HMD auch für seine Smartphones. So recht gelingen mag das noch nicht.

Seit fünf Jahren bringt HMD, Lizenznehmer des Markennamens Nokia, regelmäßig neue Smartphones auf den Markt, das meiste Geschäft macht man weiterhin mit den Tastenhandys.

Zeiss nur als Name reicht nicht. Während Samsung und Apple das Feld der Smartphone-Oberliga mit Preisen jenseits von 1000 Euro fest für sich beanspruchen, will HMD im nicht weniger hart umkämpften Mittelklasse-Segment Fuß fassen. Dazu zählt auch das Nokia X20, das für einen Preis von 380 Euro erhältlich ist.

Doch allein über den Preis lässt sich heute kein Smartphone mehr verkaufen. Dafür ist die Auswahl von Xiaomi bis hin zu Samsung und Google selbst zu groß. Und diese Hersteller protzen mit einer Ausstattung, die lang nur in den hochpreisigen Modellen zu finden war. 5G, 120 Hz-Wiedergabe, Amoled-Displays und Stereo-Lautsprecher zählen längst zum Standard. Da reicht auch der Fotografie-Profi Zeiss nicht als Zugpferd, wenn die 64-Megapixel-Kamera am Schluss nicht hält, was sie verspricht.

Die Qualität der Bilder lässt bei starker Lichteinstrahlung zu wünschen übrig. Manche Fotos wirken weichgespült. Ambitionierte Hobbyfotografen werden nicht glücklich.

Dafür liegt das 6,7 Zoll Smartphone, das HMD in China von Foxconn fertigen lässt, trotz seiner Größe gut in der Hand. An der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern und die Hauptkamera steht deutlich weniger ab als bei der Konkurrenz. Bei der Software macht es HMD sich und seinen Kunden leicht. Statt eigener Benutzeroberfläche begrüßt den Nutzer nach der Installation pures Android, direkt aus dem Hause Google. Das spart Speicherplatz, der sonst von vorinstallierten Anwendungen verbraucht wird. Wobei sich die 128 GB, von denen 106 frei verfügbar sind, mit einer microSD erweitern lassen.

Akku-Laufzeiten wie früher.
Na ja, fast. Der 4470 mAh Akku reicht erfrischend lang – gemessen an der Konkurrenz. Denn selbst bei intensiver Nutzung geht das X20 erst nach zwei vollen Tagen in die Knie. Ebenso erfrischend ist die Tatsache, dass noch ein Klinkenstecker mit an Bord ist.

Das entscheidende Verkaufsargument liegt aber in der Nachhaltigkeit. Drei Jahre lang soll das Gerät vollumfänglich mit Updates versorgt werden. Ein Novum unter den Handys. Damit will man dem einjährigen Lebenszyklus entgegentreten. Außerdem ist man auf den Zug aufgesprungen (wie schon Apple und Samsung), auf Ladekabel und Netzstecker zu verzichten. Dafür gibt's eine passende Hülle. Statt Plastik setzt man hier auf kompostierbares Material. Ein guter erster Schritt.

In Summe macht HMD vieles richtig. In der Praxis ist das X20 ein zuverlässiger Begleiter, der gängigen Anforderungen gewachsen ist. Selbst Spiele laufen gut. Es muss nicht immer der allerneueste Prozessor sein. Aber es gibt noch deutlich Luft nach oben. Wer viel arbeitet und grafisch aufwendige Spiele will, muss sich nach Alternativen umsehen. Ebenso jene, die hohe Ansprüche an die Kamera haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2021)

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