Mein Montag

Nach dem Lockdown ist die Welt plötzlich ganz anders

Nach dem Öffnen des Handels hat sich das Einkaufen verändert.
Nach dem Öffnen des Handels hat sich das Einkaufen verändert. REUTERS
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An manche Dinge werden wir uns nach der Öffnung wohl erst wieder gewöhnen müssen.

Es gibt Momente, da wünscht sich so mancher einen harten Lockdown wieder zurück. Aber einen richtigen, so wie während der ersten Welle im vergangenen Frühjahr. Etwa dann, wenn es in der voll besetzten Straßenbahn wieder nicht möglich ist, ohne Körperkontakt ans Ziel zu kommen – von Mindestabstand ist sowieso keine Rede mehr. Damals, als man in der U-Bahn nicht nur ein Viererabteil, sondern den ganzen Waggon für sich hatte, das hatte schon was. Ja, sie meldet sich wieder, die ganz alltägliche urbane Menschenfeindlichkeit.

Sagt man eigentlich noch neue Normalität? Nach dem Öffnen des Handels hat sich jedenfalls das Einkaufen verändert. Früher drängten sich die Menschen in den Geschäften, heute in den Schlangen davor. Zugegeben, ist man erst einmal drin, ist es deutlich entspannter als früher. Aber die Bereitschaft, sich erst einmal brav vor einer Tür anzustellen und womöglich eine halbe Stunde zu warten, kannten die meisten hierzulande maximal aus dem Englischunterricht, wenn gerade das Busfahren in London auf dem Lehrplan stand. Ob das ab Mittwoch in der Gastronomie auch so sein wird? In der Schlange stehen beim Wirten ums Eck? Vielleicht sollte man in den ersten Tagen ja lieber was vom Lieferdienst nach Hause bestellen . . .

Das Einkaufen in Geschäften bringt aber auch sprachliche Highlights zurück ins Gedächtnis. Beim Schuhkauf im Internet gab es etwa keine Probiersöckchen. Sie wissen schon, diese kleinen Einwegsocken, damit man beim Anprobieren nicht allzu viel Schweiß im Leder hinterlässt. Und dann gibt es auch noch eigene Behälter, in die die Stücke nach Gebrauch eingeworfen werden – die Probiersöckchenrückgabeboxen. Ja, es war eine lange Zeit, in der wir unsere Zeit vor allem zu Hause verbracht haben. Wir werden uns an einige Dinge da draußen erst wieder gewöhnen müssen.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2021)

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