Morgenglosse

Sie würden gerne, aber sie können nicht

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THEMENBILD: MIETE / WOHNUNGEN / WOHNBAU / MIETPREISE / EIGENTUM / IMMOBILIENAPA/HELMUT FOHRINGER
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Die Pandemie hat die Menschen in Österreich mit ihrer Wohnsituation konfrontiert. Die meisten würden sie nun gerne ändern, können es sich aber nicht leisten. Dabei sollte sich harte Arbeit lohnen.

Es reicht! Das zieht sich schon viel zu lange hin, das soziale Leben leidet darunter und das höchstpersönliche Freiheitsgefühl wird Tag für Tag schwerstens verletzt!

Keine Sorge, das soll keine Aufforderung werden, sich ein Biertschi reinzuzischen, das Gabalier-Best-Of ins Ohr zu stöpseln und zur nächsten Corona-Demo zu marschieren. Es geht ums Wohnen – und den Wunsch vieler Menschen in Österreich, es besser zu gestalten.

Knapp die Hälfte aller Befragten gab gegenüber dem Markforschungsinstitut Integral an, dass sie ihre Wohnsituation gerne verbessern würde. Aber nur 16 Prozent von ihnen können es sich tatsächlich leisten. Das gilt auch für Männer, besonders betroffen sind aber Frauen und jüngere Menschen.

Um sich ihre Wohnwünsche zu erfüllen, wäre ein Drittel sogar bereit, auf ihren Urlaub zu verzichten. Ein Viertel würde weniger „shoppen“, jeder Fünfte beim Auto sparen und acht Prozent würden ihre Freizeitgestaltung einschränken, ergab die von „ImmoScout24" beauftragte Umfrage.

Weniger Piña Colada, mehr Eigentum

Nun, es muss nicht gleich eine neue Eigentumswohnung oder ein Haus mit Garten sein, um seine Wohnsituation zu verbessern. Aber fein wäre es schon. Nur müsste man bei den aktuellen Immobilienpreisen wohl das restliche Leben auf den altbewährten Lignano-Trip verzichten, um sich ein Eigenheim leisten zu können. Und die neueste H&M-Kollektion anderen zu überlassen, sich mit den alten Felgen am Golf zu begnügen oder beim Ausgehen eine Piña Colada weniger zu schlürfen, dürfte wohl auch nicht ganz ausreichen, um sich in der Döblinger Bellevuestraße niederzulassen.

Doch es sind nicht die vielen hart arbeitenden Menschen in Österreich, ihre Gewohnheiten und Vorlieben oder das mangelhafte Finanzwissen, die diesen Zynismus verdienen. Es ist Regierung, die dafür verantwortlich ist, das Land so zu gestalten, dass die Bürger sich aus eigener Kraft ihre Träume erfüllen können. Auch wenn es sich dabei nur um die Renovierung ihrer Wohnung handelt.

Dabei sollte die Politik beachten, dass Wohlstand, und damit auch Wohneigentum, selten von Grund auf erarbeitet, sondern in der Regel vererbt wird. Das kann, aber muss nicht automatisch bedeuten, dass Erbschaften besteuert werden sollten. Es sollte aber auf jeden Fall bedeuten, dass jene Menschen, die Tag für Tag ihre Leistung erbringen – derzeit oft mit Kindern auf engstem Raum oder in Berufen, in denen Homeoffice ein Fremdwort ist –, zumindest die Chance dazu bekommen, sich eines Tages eine Eigentumswohnung oder ein Haus mit kleinem Garten leisten zu können.

Der Wille ist da, aber ... 

Die Regierung hat das sogar – mehr oder weniger – beachtet: Im türkis-grünen Regierungsprogramm ist festgehalten, die „Bildung von Eigentum zu erleich­tern und Mieten günstiger zu gestalten“. Es soll eine „regelmäßige Überprüfung und Evaluierung der Wohnbaufördersysteme […] in Hinblick auf die Schaffung von leistbarem Eigentum“ stattfinden. Ja, man plant sogar den „Mietkauf als sozial orientierter Start ins Eigentum“.

Nur ist davon bisher sehr wenig zu hören, geschweige denn umgesetzt. Gute drei Jahre bleiben der Koalition im besten Fall noch, um diese Pläne umzusetzen. Ansonsten besteht immer noch die Option, einen guten Rotwein aufzumachen, sich ein Haydn-Oratorium über die Dolby-Surround-Anlage reinzuziehen und via Twitter einen Shitstorm zu starten.

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