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"Eurovision is back": Hüftwackelzauber und Flötenspiel zu Techno

Go-A aus der Ukraine mit "Shum" - der wohl kontroversiellste Beitag des ersten Semifinales.
Go-A aus der Ukraine mit "Shum" - der wohl kontroversiellste Beitag des ersten Semifinales. (c) REUTERS (PIROSCHKA VAN DE WOUW)
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Beim Auftakt des Song Contests setzten sich großteils die prognostizierten Favoriten durch. Österreich ist am Donnerstag dran, ein "Amen" ist aber schon aus dem Bewerb raus.

"Eurovision is back": Mit diesen Worten startete nach einem zuvor undenkbaren Jahr Coronapause der Eurovision Song Contests am Dienstagabend in seine 65. Ausgabe. Das 1. Halbfinale des Musikbewerbs ist geschlagen, und damit stehen die ersten zehn Finalteilnehmer abseits der "Big Five" und des Gastgebers Niederlande fest. In der Rotterdamer Ahoy Arena setzten sich dabei großteils die prognostizierten Favoriten durch. Österreich muss hingegen noch bis Donnerstag zittern.

Immerhin waren 3500 coronagetestete Zuschauer in der ansonsten bis zu 16.000 Menschen fassenden Halle zugelassen: Der Song Contest wird als erster Feldversuch für derartige Großveranstaltungen in Coronazeiten durchgeführt und läuft nach strengen Hygienevorgaben ab. Zum Auftakt des Abends durfte der nun schon seit 2019 amtierende ESC-Sieger Duncan Laurence sein neues Lied präsentieren. Danach übernahm das Moderatorenquartett, bestehend aus Chantal Janzen, der einstigen ESC-Teilnehmerin Edsilia Rombley, der Vloggerin Nikkie de Jager alias NikkieTutorials und Jan Smit - auch in Österreich bekannt als Teil des Schlagertrios Klubbb3.

Favoriten mit dabei

Was dann folgte, waren im wesentlichen Tickets für die im Vorfeld prognostizierten Favoriten. So holte sich die als mögliche Gewinnerin gehandelte, erst 18-jährige Malteserin Destiny mit "Je me casse" ein Aufstiegsticket für das Finale. Ebenso wie die Zypriotin Elena Tsagrinou, die mit viel Sex und dem Ohrwurm "El Diablo“ in den Fußstapfen von Lady Gaga trat.

Für Litauen setzte sich wie erwartet die Formation The Roop mit "Discoteque", ihrem kühlen Elektrosong mit eigenwilligen Moves, durch, was auch für die eigenwillige russische Vertreterin Manizha mit ihrem feministischen Ethnomix "Russian Woman" gilt. Eigenwillig präsentierten sich Go-A aus der Ukraine mit "Shum" - der wohl kontroversiellste Beitag des ersten Semifinales. Flötenspiel und ungewöhnlicher Gesang trafen Techno. Erfolgreich auch die Folklore-Uptempo unter dem Titel "Mata Hari", gesungen von Efendi. Das Lied sicherte Aserbaidschan wieder einmal das Endrundenticket, Efendi inszeniert sich darin als gefährliche Geliebte, die alles Testosteronhältige mit Hüftwackelzauber in ihren Bann zieht.

Ebenfalls wieder durch setzte sich auch heuer Standardaufsteiger Schweden - mit einer schwachen Popnummer namens "Voice", stimmlich zu Ende gewackelt vom Künstler mit dem im Deutschen bedingt funktionierenden Künstlernamen Tusse. Für Norwegen schaffte es Andreas Andresen Haukeland alias Tix mit angeklebten Flügeln und dem Song "Falling Angel" abzuheben. Keine Scheu vor der großen Geste (oder, wie manche sagen würden, Peinlichkeit): So kennt man Song Contest.

Die Runde der Zehn komplettieren die israelische Kandidatin Eden Alene mit gewaltigem Haarkunstwerk und dem Dancesong "Set Me Free" sowie die für Belgien ins Rennen gegangene Klassikerformation Hooverphonic mit der ruhigen Nummer "The Wrong Place".

Ein Amen weniger

Ein "Amen" ist hingegen schon mal aus dem Bewerb - in der Hoffnung, dass dies für Österreichs Kandidat Vincent Bueno, der mit einem Song gleichen Namens antritt, kein böses Omen ist. „Presse"-Kritiker Samir Köck meinte zu dem österreichischen Beitrag übrigens: Rostige Liebe wurde schon origineller zu Grabe getragen.

Die Slowenin Ana Soklič schied trotz großer Stimme ebenso aus wie die ob der Coronabedingungen nur mit einem Video vertretenen Australierin Montaigne (die sich tatsächlich nach dem französischen Philosophen benannt hat) und "Technicolour".

Auch für Nordmazedoniens Musicalschmetterer Vasil reichte es mit "Here I Stand" nicht, was ebenso für Irlands Lesley Roy mit ihrem stimmlich wankenden Katy-Perry-"Maps" galt. Die an Billie Eilish gemahnende rumänische Vertreterin Roxen kann ihren Beitrag "Amnesia" eher vergessen - zumindest hat es nicht für den Finaleinzug gereicht. Und Gleiches galt schließlich auch für Albinas Tanznummer "Tick-Tock", die für Kroatien die Heimreise antreten muss.

Spannend für Österreich wird es nun am Donnerstag, wenn Vincent Bueno mit der langsamen Ballade "Amen" im 2. Semifinale um den Einzug in die Endrunde kämpfen muss. Die findet dann am Samstag (22. Mai) statt.

Dann werden neben den 20 aus den Halbfinalen aufgestiegenen Ländern auch die "Big Five" genannten größten Beitragszahler des Bewerbs ihren Einsatz haben: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Und auch der heurige Gastgeber Niederlande ist erst in der Endrunde mit dabei. Alle 26 Nationen müssen sich dann vor den wieder erwarteten rund 120 Millionen Fernsehzuschauern - und 3500 Livezuschauern - beweisen, um die europäische Sangeskrone zu ergattern.

Im Finale dabei

ASERBAIDSCHAN Efendi: "Mata Hari"
BELGIEN Hooverphonic: "The Wrong Place"
ISRAEL Eden Alene: "Set Me Free"
LITAUEN The Roop: "Discoteque"
MALTA Destiny: "Je me casse"
NORWEGEN Tix: "Fallen Angel"
RUSSLAND Manizha: "Russian Woman"
SCHWEDEN Tusse: "Voices"
UKRAINE Go-A: "Shum"
ZYPERN Elena Tsagrinou: "El Diablo"

(APA/red.)

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