Nahost-Konflikt

US-Regierung kritisiert Äußerungen Erdogans über Israel

Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wirft Israel unter "Terrorismus" gegen die Palästinenser vor
Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wirft Israel unter "Terrorismus" gegen die Palästinenser vorvia REUTERS
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Der türkische Präsident und andere türkische Politiker sollen aufwieglerische Bemerkungen unterlassen, die zu weiterer Gewalt anstacheln könnten, hieß es in Washington. Die Türkei wies die Vorwürfe zurück.

Die US-Regierung hat Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan über die israelischen Luftangriffe im Gazastreifen als "antisemitisch" kritisiert. "Die Vereinigten Staaten verurteilen die jüngsten antisemitischen Äußerungen von Präsident Erdogan über das jüdische Volk auf das Schärfste und schätzen sie als verwerflich ein", erklärte der Sprecher des Außenministeriums in Washington, Ned Price, am Dienstag.

"Wir fordern Präsident Erdogan und andere türkische Politiker auf, aufwieglerische Bemerkungen zu unterlassen, die zu weiterer Gewalt anstacheln könnten", fügte Price hinzu.

Erdogan hatte Israel zuletzt unter anderem "Terrorismus" gegen die Palästinenser vorgeworfen und gesagt, dies liege "in der Natur" der Israelis. "Sie sind Mörder, sie töten Kinder, die fünf oder sechs Jahre alt sind. Sie sind erst zufrieden, wenn sie ihr Blut aussagen", hatte Erdogan gesagt. Er griff auch US-Präsident Joe Biden wegen seiner Unterstützung für Israel an. Biden habe deshalb "blutige Hände", sagte Erdogan.

Der türkische Präsident hatte am Montag auch die Solidarität der österreichischen Bundesregierung mit Israel im Konflikt mit der palästinensischen Hamas mit deftigen Worten verurteilt. "Ich verfluche den österreichischen Staat. Er will wohl, dass die Muslime den Preis dafür zahlen, dass er die Juden einem Genozid unterzogen hat", wurde er von internationalen Agenturen zitiert. Bundeskanzler Sebastian Kurz und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) hatten am Freitag die Angriffe aus Gaza auf Israel verurteilt und als Zeichen der Solidarität mit Israel vorübergehend die israelische Fahne auf dem Bundeskanzleramt und dem Außenministerium in Wien hissen lassen.

Erneute Vorwürfe Erdogans gegenüber dem Westen

Das türkische Außenministerium wies die Kritik der USA am Mittwoch zurück und erklärte, Erdogan habe seine Aussagen am Montag nicht auf Juden bezogen, sondern auf die israelische Regierung, die den Tod von "unschuldigen Palästinensern", von denen ein Großteil Frauen, Kinder und Jugendliche seien, zu verantworten habe. Erdogan selbst warf der internationalen Gemeinschaft erneut vor, dem "Gräuel" in Nahost zuzuschauen. Er sagte: "Und was sagen sie uns andererseits? Erdogan sollte nicht auf diese Weise reden. Was soll er sonst tun? Soll er etwa applaudieren?"

Die Verhältnis der USA und der Türkei war bereits zuvor angespannt. Ende April hatte die Türkei mit scharfem Protest auf die Anerkennung der Massaker an den Armeniern als Völkermord durch Biden reagiert. Streit gab es in den vergangenen Jahren auch wegen des Kaufs eines russischen Luftabwehrsystems durch die Türkei und ihres Vorgehens gegen von den USA unterstützte kurdische Kämpfer in Syrien.

(APA/AFP)

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