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Beijing ist "mein Ort"

In Wien versteckt sich Regisseurin Weina Zhao gern in ihrem Gemüsebeet.
In Wien versteckt sich Regisseurin Weina Zhao gern in ihrem Gemüsebeet.Weina Zhao
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Leben und Sprechen zwischen zwei Welten: Eine Wiener Regisseurin stellt sich dem Thema Identität.

Die 34-jährige Weina Zhao sitzt im Denzelpark am Naschmarkt und macht sich Gedanken über zwei Sprachen und zwei Welten. Österreichisch ist die Sprache, in der Weina schwimmt, seit sie als Dreijährige mit ihren Eltern einwanderte, in der sie jedoch als asiatisch gelesene Frau gelegentlich Schüchternheit empfindet in Hochchinesisch, ihrer "Muttersprache", fühlt sie sich resoluter, obwohl ihr manchmal ein Stottern dazwischenkommt, das ihrem Deutsch vollständig fehlt. "Man fragt sich immer, ob Stottern genetisch oder psychologisch bedingt ist", lächelt sie, "vielleicht sollte man das Augenmerk noch mehr auf Letzteres legen."

Im September kommt ihr Film "Weiyena ein Heimatfilm" ("Weiyena The Long March Home") in die österreichischen Kinos. Weina, benannt nach Wien, war dafür gemeinsam mit Ko-Regisseurin Judith Benedikt auf ihren Familienspuren und auf denen von hundert Jahren chinesischer Geschichte unterwegs. Für die Dreharbeiten begaben sich die Frauen selbst auf einen langen Marsch, der von Vergangenheitsbewältigung über Traumata bis zum Identitätsthema einige brisante Themen verhandelt.

Für Weina ist Beijing "mein Ort", sie will "sobald wie möglich" wieder hin, unter anderem, um ihre alte Großmutter zu besuchen. Doch sie wäre auch als Reiseexpertin für China einsetzbar, schwärmt von der Stadt Chongqing in Sichuan, die sie als "Blade-Runner-artig zwischen drei Flüssen, mit Wolken kratzern in einer fast schon gebirgigen Landschaft" wahrnimmt. "Die Leute haben ein aufgeladenes Temperament, das zur dortigen scharfen Küche passt", doch in der viel grüneren Provinzhauptstadt Chengdu "ist alles viel flacher, weicher, das Leben läuft langsamer".

Österreich-Reisen hat die leidenschaftliche Wanderin erst in den letzten Jahren entdeckt. "Ich bin ein Wassermensch und fühl mich im Salzkammergut sehr wohl, zum Beispiel am Wolfgangsee, der steilküstenartige Stellen hat", es wirke dort teilweise wie am Meer. "Außerhalb von Wien werde ich oft als Fremde wahrgenommen. Ich beobachte mich dann selbst, wie ich sehr dezidiert Grüß Gott sage."

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