Theatereinführung

"Bunbury": Ist Oscar Wildes Komödie trivial? Jetzt mal im Ernst!

John Worthing (li., Florian Teichtmeister) und Algernon (Tim Werths) in Wildes "Bunbury", ab 23. Mai im Akademietheater.
John Worthing (li., Florian Teichtmeister) und Algernon (Tim Werths) in Wildes "Bunbury", ab 23. Mai im Akademietheater. (c) Susanne Hassler-Smith
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Antonio Latella inszeniert im Akademietheater Oscar Wildes "triviale Komödie für ernsthafte Leute". "Wer treibt es hier mit wem?", fragte schon Jelinek in ihrer Bearbeitung - und enthüllte das Genderdrama in dem Stück.

Wie geht's Dir, Ernst, was treibst Du in der Stadt?", fragt Algernon. "Wo bitte soll ich es denn sonst treiben? Auf dem Land wird man doch dauernd beobachtet", antwortet Jack Worthing - der eigentlich John heißt, sich aber Ernst nennt, um eine Dame zu beeindrucken, die überzeugt ist, sich nur in einen Burschen namens Ernst verlieben zu können.

Ist dieser Dialog nun von Oscar Wilde oder von Elfriede Jelinek, die eine Bearbeitung/Übersetzung der allseits beliebten Wilde-Komödie "Bunbury" verfasst hat? Natürlich von Jelinek, die für ihre experimentellen Sprachspiele 2004 den Literaturnobelpreis erhielt. 2005 wurde ihre Überschreibung von Oscar Wildes "Ernst sein ist alles oder Bunbury" im Wiener Akademietheater gezeigt. Es inszenierte Falk Richter, Autor ("Gott ist ein DJ") und Regisseur mit popkultureller Affinität. Die Aufführung deckte vor allem die sexuellen und sozialen Doppelbödigkeiten des Stückes auf. Friedensrichter John Worthing und der Aristokrat Algernon Moncrieff sind bei Jelinek/Richter ein Paar. Jetzt aber müssen oder wollen sie heiraten. Könnten nicht auch ihre Partnerinnen Gwendolen und Cecily ein erotisches Techtelmechtel anfangen? Vielleicht, aber das Dekorum muss gewahrt werden.

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