Prognose

Österreichs Krankenversicherungen stehen vor einem dreistelligen Millionenverlust

Das AKH Wien.
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Weil viele im Vorjahr verschobene Leistungen heuer nachgeholt werden dürften, sacken die Versicherungen tief ins Minus. Das ist freilich nur ein Vorgeschmack auf die Verluste in den kommenden vier Jahren.

Die drei Krankenversicherungsträger erwarten für heuer einen Verlust von 318,5 Millionen Euro. Das geht aus der jüngsten Prognoserechnung der Sozialversicherungen hervor. Im Dachverband geht man davon aus, dass Versicherte viele Leistungen, die im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie nicht in Anspruch genommen wurden, heuer nachgeholt werden. Bis 2025 rechnen die Krankenversicherungen mit einem Anstieg des jährlichen Verlustes auf 716,6 Millionen Euro.

Für das vergangene Jahr weist die vorläufige Bilanz der drei Krankenversicherungsträger einen Verlust von 60,6 Millionen aus (ÖGK knapp - 44 Mio., Beamte und Eisenbahner BVAEB - 41,1 Mio., Selbstständige und Bauern SVS + 24,4 Mio. Euro). Im Vergleich zur Februar-Prognose verbesserte sich das erwartete Bilanzergebnis damit um rund 23 Millionen Euro.

"Trotz der Pandemie steigen die gesamten Beiträge um 2,2 Prozent auf 16,9 Milliarden Euro. Die Versicherungsleistungen erhöhten sich moderat um 1,7 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro", erläuterte der Vorsitzende der Konferenz der Sozialversicherungsträger, Peter Lehner, gegenüber der APA.

Nachholeffekt

Für heuer erwartet Lehner aber "einen gewissen Nachholeffekt". Und weiter: "Sobald sich die Situation entspannt, die Durchimpfungsrate hoch genug ist und die Lockdowns endgültig der Vergangenheit angehören, müssen wir damit rechnen, dass viele Leistungen, die 2020 aufgeschoben wurden, abgerufen werden. Dementsprechend wird ein Anstieg der Versicherungsleistungen um 4,6 Prozent auf 20,3 Milliarden aktuell prognostiziert." Aufgrund der Pandemie sind die Versicherten weniger oft zum Arzt gegangen, es gab weniger Operationen, kaum noch Kuren und Reha-Aufenthalte.

Nicht zuletzt aufgrund dieses Nachholeffekts rechnen die drei Krankenversicherungsträger für heuer mit einem Anwachsen des Defizits auf insgesamt 318,5 Millionen Euro. Das ist allerdings um rund 20 Millionen Euro weniger als noch im Februar prognostiziert worden war. Für die kommenden Jahre fällt die Vorhersage zwar ebenfalls etwas besser aus als noch im Februar, trotzdem droht bis 2025 immer noch mehr als eine Verdoppelung des Defizits. Im kommenden Jahr soll das Minus der drei KV-Träger laut der jetzigen Mai-Prognose auf 390 Millionen anwachsen, 2023 auf 598 Millionen, 2024 auf 649 Millionen und 2025 schließlich sogar auf knapp 717 Mio. Euro ansteigen. Allerdings muss man dazu sagen, dass die tatsächlichen Ergebnisse der Krankenkassen bisher immer besser ausgefallen sind als die Prognosen.

PVA - Minus von vier Millionen Euro

Die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) schließt das Jahr 2020 laut vorläufiger Bilanz mit einem Minus von vier Millionen Euro ab, hier kommen noch knapp 250.000 Euro für die Pensionen der Selbstständigen hinzu. Im Bereich der Pensionsversicherung stiegen die Pensionsaufwendungen im Jahr 2020 um 5,8 Prozent auf 41,7 Milliarden Euro, die Beiträge um 1,6 Prozent auf 37,5 Millionen. Für Ausgleichszulagen wurden 1,1 Milliarden Euro aufgewendet - um 7,4 Prozent mehr als im Jahr 2019.

Die Unfallversicherung wird das Jahr 2020 mit einem Bilanzverlust von knapp 0,6 Millionen Euro abschließen. Während die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) einen Verlust von 45,5 Mio. Euro erlitt, kamen die Unfallversicherungen der Selbstständigen sowie der Beamten und Eisenbahner zusammen auf ein Plus von fast 45 Mio. Euro.

(Apa/red.)

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