Nahost

Israels Luftwaffe fliegt schwere Angriffe auf Hamas-Tunnelsystem in Gaza

Ein zerstörtes Haus im Gazastreifen.
Ein zerstörtes Haus im Gazastreifen.
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Trotz heftiger Auseinandersetzungen schloss ein Hamas-Funktionär eine baldige Waffenruhe nicht aus. Militante Palästinenser sollen in den vergangenen eineinhalb Wochen rund 4.070 Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert haben.

Israels Luftwaffe hat in der Nacht auf Donnerstag erneut Teile des weitläufigen Tunnelsystems der im Gazastreifen herrschenden Hamas bombardiert. Binnen 24 Stunden seien Dutzende weitere Ziele der sogenannten Metro in dem Palästinensergebiet angegriffen worden, teilte die israelische Armee in der Früh mit. Außerdem seien im Küstengebiet weitere Ziele beschossen worden: das Haus eines Kommandanten in Khan Younis, eine Hamas-Waffenfabrik sowie mehrere Raketenabschussrampen. Zugleich verstärkten sich die Signale, wonach beide Seiten nach einem raschen Ausstieg aus dem bewaffneten Konflikt suchen könnten. Gerüchte über eine baldige Waffenruhe machten die Runde.

Die israelische Armee veröffentlichte ein Video zu der weitverzweigten unterirdischen Anlage der Hamas. Nach Angaben der Streitkräfte hatten die Islamisten das Tunnelsystem über Jahre aufgebaut. Es habe eine Länge von Hunderten Kilometern und werde unter anderem dafür benutzt, um innerhalb des Gazastreifens Kämpfer, Munition und Lebensmittel zu bewegen, teils auch mit Fahrzeugen. Beschossen wurden demnach Knotenpunkte und andere strategisch wichtige Orte des Netzes. Die "Metro" liegt zu großen Teilen unter der Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens.

Rund 4070 Raketen

Militante Palästinenser haben in den vergangenen eineinhalb Wochen aus dem Gazastreifen nach Angaben der israelischen Armee rund 4.070 Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Davon seien etwa 610 noch in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer niedergegangen, bevor sie israelisches Gebiet erreichten, teilte das Militär am Donnerstag mit. Das israelische Abwehrsystem Eisenkuppel ("Iron Dome") hat demnach eine Abfangquote von etwa 90 Prozent.

Die Angaben galten bis Donnerstag um 7.00 Uhr Ortszeit (6.00 Uhr MESZ). Die Zahl der insgesamt abgefeuerten Raketen hatte die Armee am Vorabend mit rund 4.000 angegeben. Militante Palästinenser feuerten nach Mitternacht Ortszeit zwar erneut Raketen ab. Im weiteren Verlauf der Nacht und am Morgen gab es jedoch zunächst keine Angriffe mehr. Zum Vergleich: Während des 51-tägigen Gaza-Kriegs 2014 waren insgesamt 4.481 Raketen auf Israel abgefeuert worden.

Bemühungen um Waffenruhe

Die internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe in dem jüngst neu entflammten Konflikt zwischen Israel und den militanten Palästinensern im Gazastreifen hatten sich zuletzt verstärkt. Der deutsche Außenminister Heiko Maas besucht am Donnerstag Israel und die Palästinensergebiete. Ein hochrangiges Mitglied der islamistischen Hamas, die im Gazastreifen herrscht, schloss eine baldige Waffenruhe nicht aus. In israelischen Medien hieß es, binnen ein bis zwei Tagen könnten die Waffen schweigen.

Bei dem seit 10. Mai andauernden gegenseitigen Beschuss starben im Gazastreifen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums bisher 219 Menschen, rund 1.530 wurden verletzt. In Israel gab es nach offiziellen Angaben zwölf Tote und Hunderte Verletzte.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte sich zuletzt am Dienstag in einer nicht-öffentlichen Sitzung über den Konflikt beraten. Die Generalversammlung will sich am Donnerstag erneut mit dem Thema befassen.

(Apa/red.)

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