Die Volksoper feiert die Wiederaufnahme des Spielbetriebs mit Franz von Suppès „Der Teufel auf Erden“ in einer zeitgenössischen, speziell für Wien adaptierten Koproduktion: Theaternostalgie und aktuelle Anspielungen sorgen für eine unterhaltsame, manchmal aber auch zähe Mischung.
6 Uhr 66: Dienstbeginn in der Hölle. Deren rotglühender Schlund ist weit aufgerissen wie für einen vermaledeiten Rachenabstrich. Allerlei Missetäter begehren da unten aufgrund ihres irdischen Sündenregisters Einlass, schon allein der illustren Gesellschaft wegen: ein Ex-US-Präsident mit blonder Tolle, eine österreichische Schwarze Witwe und viele weitere, die manch ein Zeitgenosse zum Teufel schicken möchte, wollen sich zu Adolf, Osama und Co. gesellen. Aber das unterweltliche Personal hat andere Sorgen: Der Chef ist verschwunden, Satan treibt sich lieber irgendwo auf Erden herum, anstatt sich um die Firma zu kümmern: Jemand muss ihn also quer durch Zeiten und Orte aufspüren, denn nicht nur das Wo, auch das Wann seiner Eskapaden kann sich der Gottseibeiuns aussuchen. Die Wahl fällt auf den subalternen Höllenbediensteten Ruprecht, den natürlich Robert Meyer mimt: Zusammen mit dem dreiköpfigen Mops Zerberl und ausgestattet mit der typisch teuflischen Fähigkeit, in Menschen hineinzufahren, macht er sich widerwillig auf die Suche …
19. Mai, 19 Uhr: Spielbeginn in der Volksoper! Eine Schar überaus freundlicher Mitarbeiter wirft an allen Eingängen prüfende Blicke auf Kartenausdrucke und Ausweise, Impfpässe und Testergebnisse und stellt sicher, dass das Publikum die Maskenpflicht ebenso einhält wie die Abstandsregel: Da läuft alles reibungslos. Heute, Freitag, kehrt übrigens Franz Lehárs „Land des Lächelns“ ins Repertoire zurück, nächsten Mittwoch dann Mozarts „Zauberflöte“ in Henry Masons sehenswerter Inszenierung; für 27. Mai ist dann bereits die nächste Premiere anvisiert, Stephen Sondheims Märchenmusical „Into the woods“ – und am 30. Mai starten Familienmatineen mit einem halbszenischen „Dschungelbuch“ sowie natürlich den Songs aus der Disney-Verfilmung. Den Wiedereröffnungstag wollte das Haus freilich mit Franz von Suppès „Teufel auf Erden“ feiern, in einer für die Volksoper noch fachgerecht eingewienerten Koproduktion mit den Theatern Chemnitz.