Kommentar

ÖH-Wahl: Die Studenten haben ein Problem 

ÖH-Wahl
ÖH-WahlAPA/HERBERT NEUBAUER
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Auch wenn der Negativrekord bei der Beteiligung an der ÖH-Wahl der Pandemie geschuldet ist, muss man sich Fragen stellen.

Jetzt ist also das passiert, womit die meisten wohl insgeheim schon gerechnet haben: Die Beteiligung bei der ÖH-Wahl ist in den Keller gerasselt und hat mit nicht einmal 16 Prozent einen neuen Negativrekord erreicht. Es wird also immer schwieriger zu argumentieren, warum die ÖH eigentlich kein Legitimationsproblem hat. 

Natürlich gibt es handfeste Gründe für die maue Beteiligung. Wegen der Pandemie ist kaum jemand an der Hochschule, viele sind nicht einmal in ihrer Uni-Stadt. Für eine Wahl, bei der viele das demokratische Pflichtbewusstsein eher zufällig am Weg zum Seminar packt, ist das eine Katastrophe. Und insofern könnte man fast sagen: Zumindest 16 Prozent interessieren sich offenbar genug für die Wahl, dass sie bereit sind, extra hinzufahren oder eine Wahlkarte zu beantragen.

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Gleichzeitig ist möglich, dass dem einen oder der anderen angesichts der Performance der Bundes-ÖH die Lust verging: Diese – die gesetzliche Vertretung der Studierenden gegenüber der Politik – war zuletzt quasi inexistent. Mitten in einer Pandemie, in der als erstes die Hörsäle zugesperrt wurden und in der die Studierenden zu den am allerwenigsten beachteten Bevölkerungsgruppen gehörten, gab sie sich internen Querelen hin, statt ihre Anliegen nach außen zu tragen.

Aber das Problem ist ja nicht neu. Eine Wahlbeteiligung unter 16 Prozent mag vor allem der Pandemie geschuldet sein, eine von nicht einmal 26 Prozent wie bei der vorigen Wahl ist auch kein Grund zur Freude. Was läuft falsch? Sind die Studierenden unpolitisch geworden? Gibt es keinen Grund, seine Meinung zu manifestieren? Ist die Institution Interessensvertretung unattraktiv? Oder liegt es daran, was die ÖH derzeit (nicht) tut? 

Diese Fragen muss man sich stellen. Denn wenn die ÖH ein (Legitimations-)Problem hat, haben in Wirklichkeit die Studierenden ein Problem. Denn, obwohl gerade das zuletzt nicht recht geklappt hat: Politische Fürsprache kann man immer brauchen. 

Mails an bernadette.bayrhammer@diepresse.com

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