Morgenglosse

Russisches Gas und amerikanische Diplomatie

Joe Biden
Joe Biden(c) Reuters
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Joe Biden lenkt ein, wegen Europa, wie es offiziell hießt. Tatsächlich wohl auch wegen seines nahenden Russland-Besuchs. Immerhin hatte er Putin zuletzt uncharmant als „Killer“ bezeichnet.

Es kann getrost als ein radikaler Kurswechsel bezeichnet werden. Die USA haben dieser Tage bekannt gegeben, dass sie bis auf weiteres auf Sanktionen gegen die Betreiber der Gaspipeline Nord Steam 2 verzichten. Unter der Präsidentschaft Trump hat sich das noch viel anders angehört, klang immer ein wenig nach Erpressung. „Nehmt verdammt noch mal unser Schiefergas.“

Joe Biden lenkt nun ein aus Rücksicht vor seinen europäischen Verbündeten, wie es offiziell hießt. Tatsächlich geht es wohl darum, im Vorfeld eines ersten Treffens mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin, das im Juni stattfinden soll, kleinere oder größere Höflichkeiten auszutauschen. Zur Erinnerung: Biden hatte Putin etwas uncharmant als „Killer“ bezeichnet. Zeugte jetzt auch nicht gerade von diplomatischem Fingerspitzengefühl. Aber nach Trumps Twitter-Diplomatie ging Bidens Patzer als Ausrutscher durch.

Nun ist der US-Präsident offenbar bemüht, nicht allzu viele Fronten offen zu haben. China, Naher Osten und ein nach wie vor gespaltenes Amerika sind Baustellen genug. Zumal die Sache mit dem russischen Gas in gar nicht so ferner Zukunft Europa selbst großes Kopfzerbrechen machen wird. In Deutschland schicken sich die Grünen an, die Kanzlerschaft zu übernehmen. Ob sich das mit einem Bekenntnis zum fossilen russischen Gas kombinieren lässt?

Eher schwer. Und in Österreich will sich die OMV, die am Nord Stream 2-Pojekt beteiligt ist, bekanntlich Schritt für Schritt von Öl und Gas loslösen und ein Chemieunternehmen werden. Ja so mancher will aus dem Ölkonzern gar einen Ökokonzern basteln. Man spricht von Klimazielen und baut Gaspipelines. Das nenne man dann wohl auch Diplomatie.

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