Es ist endlich so weit. Theater, Kino, Kaffeehäuser, Beisln, alles wird wieder aufgesperrt!
Wir dürfen wieder mit Freundinnen bei einem Kaffee oder G’spritzt’n im Schanigarten sitzen. Und wir brauchen endlich nicht mehr über die Lockdown-Depression zu jammern! Zum Beispiel, dass einem nach dem monatelangen Homeoffice sogar der Chef fehlt. Man hätte nie gedacht, dass man das einmal sagen muss. Und die brodelnden Gerüchte in der Teeküche. Und der Kollege, der so laut telefoniert, dass ihn bestimmt auch die Leute im Nachbarbüroturm noch hören, wie er die Lieferanten-Margen um noch ein paar Prozent drückt.
Dass es zuhause aber auch nicht leiser ist, weil man sich mit dem Gespons einen „Büroraum“ teilt, sprich: das Wohnzimmer. Und ein volltönender Bass ist etwas Schönes, wenn er einem Nettigkeiten ins Ohr flüstert, aber etwas weniger Schönes, wenn er seine Mitarbeitenden auf Zoom anschnauzt. Dass das aber nicht der Grund ist, warum das häusliche Liebesleben ein bisschen eingeschlafen ist. Sondern mehr, dass man sich ununterbrochen sieht. Etwa in Trainingshosen vom Wohnzimmer zum Kühlschrank schlurfen. Dass das auch nicht ganz ohne Folgen für den Bauchumfang geblieben ist.
Dass beide also langsam aussehen, als hätten sie die neun Monate Lockdown zur Zeugung eines Kindes genutzt. Dass man von einem außerhäuslichen Liebesleben allerdings erst recht nicht sprechen kann. Nicht einmal von einem außerhäuslichen Blickkontakt. Oder einem außerhäuslichen Lächelaustausch oder einem außerhäuslichen Bemerktwerden. Das alles müssen wir uns jetzt endlich nicht mehr gegenseitig vorjammern. Beziehungsweise wenn wir es tun, dürfen wir nicht mehr den Lockdown dafür verantwortlich machen.