Geldpolitik

Wann steigt die US-Notenbank auf die Bremse?

Fed-Chef Jerome Powell.
Fed-Chef Jerome Powell.REUTERS
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Die US-Notenbank Fed bot in der Krise massive Unterstützung und tut es noch immer. Doch die Debatte über deren Ende dürfte bald beginnen.

38 Prozent der US-Amerikaner sind bereits vollständig gegen das Coronavirus geimpft, knapp die Hälfte hat schon eine erste Dosis des Vakzins erhalten. Das Zurückdrängen der Pandemie und ein billionenschweres Konjunkturpaket von US-Präsident Joe Biden sind der Grund dafür, warum die Wirtschaft in den USA wieder kräftig anzieht. Das Bruttoinlandsprodukt stieg zwischen Jänner bis März mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 6,4 Prozent. Weshalb innerhalb der US-Notenbank Fed bereits über ein Zurückfahren der Krisenhilfen nachgedacht wird. Konkrete Maßnahmen sind zunächst jedoch nicht zu erwarten.

Wie aus den veröffentlichten Protokollen der Zinssitzung vom April hervorgeht, könnte es nach Ansicht der Notenbanker aber auf einer der nächsten Sitzungen „angemessen“ sein, über einen Plan zur Anpassung des Tempos bei den Anleihenkäufen zu sprechen. Derzeit kauft die Fed Wertpapiere im Umfang von 120 Mrd. Dollar monatlich. Über ein sogenanntes Tapering spekulieren die Finanzmärkte schon seit einiger Zeit, auch weil die Inflationsraten zuletzt erstaunliche Höhen erreicht haben und Angst vor einer Überhitzung der Wirtschaft besteht. Im April hatte die US-Teuerungsrate 4,2 Prozent betragen und damit das höchste Niveau seit 2008 erreicht. Das setzte den Börsen, vor allem dem von starken Kursanstiegen getriebenen Tech-Sektor, gewaltig zu.

So bald keine Zinserhöhung

Doch die Fed muss auf die hohen Inflationsraten nicht unmittelbar reagieren. Nicht nur, weil ihr auch der Arbeitsmarkt ein Anliegen ist. Sondern auch, weil sie ihr Inflationsziel im Vorjahr aufgeweicht hat. Die Fed lässt nun ein moderates und temporäres Überschießen der Verbraucherpreise zu, in welcher Bandbreite und welchem Zeitraum, bleibt allerdings ihr Geheimnis. Einige Fed-Notenbanker sind aber ohnehin der Ansicht, dass der derzeitige Anstieg der Inflation nur vorübergehend und teils mit Basiseffekten zu erklären sei. Zu einer Zinserhöhung in Folge höherer Teuerungsraten wird es so schnell nicht kommen. Die Notenbanker haben den Ball hier zuletzt flach gehalten, eine Leitzinserhöhung vor 2023 wurde wiederholt ausgeschlossen.

Die nächste Zinssitzung der US-Zentralbank steht Mitte Juni an. Da ist dann auch mit einem aktualisierten Zinsausblick zu rechnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2021)

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