Der South West Coast Path: Kein Sonntagsspaziergang, sondern abschnittweise eine anspruchsvolle Tour.
Cornwall und Devon

Klingt englisch, wandert sich sagenhaft: Von Clovelly bis Tintagel

Am South West Coast Path, Großbritanniens längstem Fernwanderweg, liegt die wildromantische „Küste der Legenden“. Wer sie nicht kennt, hat sie sicher schon im Film gesehen.

Die wildromantische Coast of Legends liegt am mehr als 1000 Kilometer langen South West Coast Path.
Die wildromantische Coast of Legends liegt am mehr als 1000 Kilometer langen South West Coast Path.(c) Markus Kirchgessner

Die Esel sind längst in Pension, sie posieren nur noch für Fotos. Heute machen die Einwohner von Clovelly selbst den Rücken krumm und lenken die Schlitten mit Bierkisten und Erdäpfeln eigenhändig über die steile Kopfsteinpflasterstraße. Im einstigen Fischerdorf gibt es noch ein paar echte Fischer: Gerade landet die Francis Anne im Hafen Schollen, kleine Haie und Rochenflügel an. Autos sind nicht zugelassen zwischen den kalkweißen, schieferbedeckten Häusern aus dem 16. Jahrhundert – genauso wenig wie Ferienwohnungen. Der all das verfügt, ist John Rous, der oben im Herrenhaus wohnt und dessen Familie das Dorf seit 1738 besitzt. Der ganze Grund und Boden, alle Häuser, der Hafen, die Kirche in den Händen einer einzigen Person – ein solcher Ort ist der Einstieg in die Wanderung an der Coast of Legends.
Diese Küste der Legenden ist Teil des South West Coast Path, der sich 1014 Kilometer lang um die südwestliche Halbinsel zieht. Die Landschaften, die man dabei durchwandert, sind so vielseitig wie die Wegführung. Einmal verläuft dieser direkt am Abgrund entlang, an Felsen wie aufgeblätterten Austernschalen und Buchten, in denen das Meer die Kiesel rund schleift. Dann wieder gönnt er sich Zickzack-Abstecher ins Hinterland, über Schafwiesen und durch eingeschnittene Flusstäler. Wie ein gewellter Quilt aus Grün, der von den Nähten der Hecken zusammengehalten wird, erstreckt sich das sanfte Hügelland. Der Wind hat Buchen und Eichen zerzaust und in Form gebracht, knorrige Baumgeister, die die Küste seit Jahrhunderten überwachen.

Erinnerung an Schiffbrüche

An Kap Hartland Point wendet sich der Weg nach Süden. Ab sofort ändert die Küste ihren Charakter. Reihen schwarzer Haifischzähne ragen aus dem Wasser, die nur darauf warten, dass sich ein Schiff nähert. Die ganze „Eisenküste“ ist gesäumt von Erinnerungen an Schiffbrüche, die materiellen Überreste haben die Wellen längst zu Kleinholz, Glassplittern und Schrottpartikeln zerschlagen. Das Hartland Quay Museum listet Dutzende von Schonern, Briggs und Tankern auf, die in den letzten beiden Jahrhunderten hier untergingen. Mythen besagen, dass die Bewohner gern einmal falsche Leuchtfeuer entzündeten, Wracks ausplünderten und die Besatzungen kurzerhand erschlugen und verscharrten. Ein Reverend Robert Stephen Hawker im kleinen Morwenstow wollte sich 1834 nicht mehr damit abfinden. Er verfügte, dass künftig alle Schiffbrüchigen ein christliches Begräbnis auf dem Dorffriedhof erhalten. Ansonsten liebte er es, in einer selbst gezimmerten Hütte aus Treibholz bei einer Opiumpfeife Gedichte zu schreiben, „Trelawny“ etwa, die inoffizielle Hymne Cornwalls.

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