Konzerthaus

Schubert, Schumann, Liszt: Ein Abend im Mondlicht

Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch mit einem Liederabend der romantischen Nachtszenen und der zupackenden Dramatik.

Für Liebhaber des Zarten, Leisen dürfte der Höhepunkt des Abends das fadenfein gesponnene, dunkle Pianissimo-Gold der vorletzten von vier Zugaben gewesen sein, die schwebenden Kantilenen von Schumanns „Mondnacht“: Da zeigte Jonas Kaufmanns Stimme, wie immer treusorgend pianistisch unterstützt von Helmut Deutsch, sich wieder einmal von einer ihrer besten Seiten. Generell waren die gefeierten Encores eher lyrische Miniaturen, die die Komponisten des Programms nochmals Revue passieren ließen. Nach Liszts „Es muss ein Wunderbares sein“, in dessen Harmonik immer auch der Schmerz der Liebe mitschwingt, wurde da etwa zweimal die Ruh über allen Gipfeln beschworen, zu den Goethe-Worten von „Wanderers Nachtlied“: Zuerst in Liszts entrückter, nicht oft zu hörender Vertonung, die beinah zur expressiven Opernszene wird und deren Klangmystik Wagners „Parsifal“ vorwegzunehmen scheint. Und dann in Schuberts wohlbekannter Version (D 768) aus der, sagen wir: klassischen Romantik, in der er die strikte Versgestalt subtil auflöst und die Worte zart tonmalerisch ausdeutet, ohne den einen, großen langen Atem aufzubrechen, der die acht kurzen Zeilen verbindet.

Am wohlsten schien sich Kaufmanns Tenor dennoch dort zu fühlen, wo er das Fortissimo-Pathos der großen Gesten ausschöpfen und die Träne im Knopfloch zeigen konnte. In Schumanns „Der Soldat“ etwa, wo der Erzähler gezwungen ist, seinen geliebten Kameraden zu füsilieren: Überhaupt beruhen die Lieder op. 40 mehrheitlich auf Andersen-Texten erschreckenden Inhalts. Vollends in Dramatik suhlte sich Kaufmann dann, sofern gefordert, in einer Auswahl aus deutschen Liedern Liszts: Da bewies auch der immer wieder mitbrummende Helmut Deutsch aufs Neue, wie viel bedeutungsvolle Würde und markanten Impetus ein Liedpianist vermitteln kann, ohne aus der verdienstvollen Nebenrolle des „Begleiters“ zu fallen. Die berühmten Vokalverfärbungen und manch leicht gestemmte Spitzentöne des baritonalen Tenors dürften zumindest bei den opernaffinen Kaufmann-Fans im Publikum ohnehin längst mit zu den Gründen ihres Jubels zählen, anstatt als schulterzuckend hingenommene Einschränkungen zu gelten: Treue ist doch kein leerer Wahn.

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