Sicherheit: US-Interesse an fünftgrößter DNA-Datenbank

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Kleines Land, großer Nutzen: Die Aussicht auf Zugriff auf die fünftgrößte DNA-Datenbank der Welt ließ die USA mit Visapflicht drohen. Im Labor der Innsbrucker Gerichtsmedizin sind über 150.000 DNA-Profile gespeichert.

Wien. Österreich wird die USA in Zukunft bei der Suche nach Straftätern unterstützen und amerikanischen Behörden Zugriff auf seine Polizeicomputer gewähren („Die Presse“ berichtete exklusiv). Nun wird klar, warum die Supermacht vom anderen Ende des Atlantiks ein derart großes Interesse am kleinen Alpenstaat zeigte, dass sie bei den Vertragsverhandlungen mit der Wiedereinführung der Visapflicht drohte: Österreich verfügt über die fünftgrößte DNA-Datenbank der Welt.

Unter der Aufsicht des Bundeskriminalamts sind im Labor des Kooperationspartners, der Innsbrucker Gerichtsmedizin, über 150.000 DNA-Profile gespeichert. Der Datenbestand wird seit 1997 ständig erweitert, kaum ein anderes Land sammelt an Tatorten derart viele Spuren – und das in sehr hoher Qualität. Der Betrieb kostete allein im Vorjahr knapp drei Millionen Euro. Die Technologie wird inzwischen ins Ausland exportiert.

Die USA sollen dieses Wissen (genauso wie die zentrale Fingerabdruckdatei) künftig kostenfrei nutzen dürfen. Im Gegenzug bekommt auch Österreich Zugriff auf amerikanische Daten. In der Praxis funktioniert das so: Ein US-Ermittler schickt ein sichergestelltes DNA-Profil oder einen Fingerabdruck nach Wien und erfährt, ob es in der österreichischen Datenbank ein passendes Gegenstück gibt. Falls ja, erfährt Washington dann die Identität des Betroffenen.

Zugeständnis an Österreich?

Das Außenministerium betont, dass die USA nach Klärung eines Falls und auf Wunsch der österreichischen Behörden die Daten löschen müssen. Ein Zugeständnis, das die Amerikaner anderen Partnern so noch nicht gemacht hätten. Personen, die unschuldig von den USA verdächtigt würden, könnten sich auch an die Datenschutzkommission wenden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2010)

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