Mit Federn, Haut und Haar

Der große Schwindel mit den kleinen Nationalparks

Die typisch österreichischen Pervertierungen des Nationalparkkonzepts sind Spitzen eines durch dysfunktionalen Föderalismus genährten Eisbergs.

Stolze 47,8 Prozent Österreichs sind Schutzgebiete, die meisten davon allerdings ziemlicher Etikettenschwindel, weil stark genutzt. Zumindest auf dem Papier nennenswert geschützt sind vor allem die 2,8 % der als Nationalparke gewidmeten Bundesfläche (Donauauen, Gesäuse, Hohe Tauern, Kalkalpen Neusiedler-See-Seewinkel und Thayatal). Nicht sehr ambitioniert, denn dabei handelt es sich um landwirtschaftlich wenig relevante Restflächen. Wie fantastisch sich Natur statt potenzieller Maisäcker entwickeln kann, zeigt etwa der Truppenübungsplatz Allentsteig. Ein Besuch lohnt!

Gar nur 0,1 % der Bundesfläche sind völlig außer Nutzung gestellte Wildnisgebiete. Nach bindenden Abkommen sollten es 3 % sein. Im Sinne des Naturschutzes funktionierende Nationalparke wären daher essenziell. Diesen Anspruch erfüllen sie aber nur bedingt. So fand der Rechnungshof erschreckende Mängel: In der Natur- und Bewahrungszone des Nationalparks Neusiedler See werden etwa Wasservögel bejagt, die Lacken im Seewinkel werden durch unkontrollierte, oft nachträglich genehmigte Entnahmen von Grundwasser zerstört. Im Kärntner Teil des Nationalparks Hohe Tauern hat man sich gar zu einem „Jagdabkommen“ verstiegen, welches Bär, Wolf, Luchs, Goldschakal und Fischotter weder schützen noch beforschen will (!) – zudem wird dort schamlos kommerziell gejagt. Dass die Salzburger Kernzone des Hohe-Tauern-Parks um 5000 Hektar verkleinert werden sollte, wurde gerade noch von der Naturschutzlandesrätin gestoppt. Der Lobau (Nationalpark Donauauen) schaut man seit Jahrzehnten tatenlos beim Austrocknen zu, der geplante Lobau-Straßentunnel wird dies weiter verschärfen. Und der Nationalpark Kalkalpen konkurriert mit einem unrentablen Hotelbetrieb (gefördert vom Land) den regionalen Tourismus und zahlt nicht nachvollziehbare Vergütungen an die Bundesforste (!). Er wurde 1997 gegründet, legte aber seinen Managementplan erst 2020 vor; der seit 30 Jahren existierende Neusiedler-See-Park schaffte das gar bis heute nicht!

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