China kündigt strengere Regulierungen an. Als Reaktion ziehen sich etliche Firmen aus China zurück.
Wien. Die wichtigste Kryptowährung, Bitcoin, hat am Wochenende erneut einen Kursrutsch hingelegt. Am Pfingstmontag erholte sie sich aber kräftig und stieg auf über 38.000 Dollar, nachdem sie am Sonntag um 13 Prozent auf 32.600 Dollar (26.684 Euro) eingebrochen war. Seit ihrem Rekordhoch, das sie Mitte April erreicht hat, hat die älteste Cyberdevise fast 50 Prozent an Wert eingebüßt. Die zweitwichtigste Cyberwährung, Ehtereum, büßte am Sonntag 17 Prozent ein und lag bei 1805 Dollar.
Hintergrund der Turbulenzen war das schärfere Vorgehen der chinesischen Behörden gegen Kryptowährungen. Die Regierung hatte mit der Androhung einer strikteren Regulierung den Kryptowährungen einen weiteren Schlag versetzt. Chinas Vizepremier, Liu He, hatte gesagt, die Regierung werde gegen die Aktivitäten der virtuellen Währung vorgehen. Illegale Wertpapiergeschäfte würden unterbunden und die Stabilität der Aktien-, Anleihen- und Devisenmärkte werde aufrechterhalten. Es war das erste Mal, dass der chinesische Staatsrat explizit den Kryptosektor ins Visier nahm. China hatte zudem Finanzinstituten untersagt, Dienstleistungen im Zusammenhang mit Kryptowährungen anzubieten.
Heftige Kursschwankungen
Viele der neuen Regeln erweiterten frühere Beschränkungen und schlossen Schlupflöcher. Da der Markt weltweit noch kaum reguliert ist, fürchten Investoren, dass weitere Länder nachziehen könnten. Bitcoin kann rund um die Uhr gehandelt werden und zieht viele private Spekulanten an, was große Kursschwankungen zu unvorhersehbaren Zeiten begünstigt.
Mehrere Firmen aus der Branche haben daraufhin angekündigt, ihr Geschäft in der Volksrepublik einzustellen. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die mit dem energieaufwendigen sogenannten Schürfen („Mining“) von Kryptowährungen wie Bitcoin ihr Geld verdienen. Sie stellen Rechnerkapazitäten für die Verschlüsselung von Transaktionen zur Verfügung und werden im Gegenzug in der jeweiligen Währung entlohnt.
Die Firma Huobi Mall, die zur Kryptowährungsbörse Huobi gehört, gab bekannt, ihr Krypto-Mining-Angebot für chinesische Kunden auszusetzen und sich auf das Geschäft in anderen Ländern zu konzentrieren. Ähnlich äußerten sich die Schürf-Dienstleister Hashcow und BTC.Top.
Die Branche hat in der Volksrepublik erhebliche Bedeutung. Schätzungen zufolge entfallen bis zu 70 Prozent der weltweiten Versorgung mit Kryptowährungen auf Schürfer in China. Dafür ist eine immense Energieproduktion erforderlich. Nach Berechnungen von Forschern werden die Krypto-Miner in der Volksrepublik im Jahr 2024 mehr Strom verbrauchen als ganz Italien im Jahr 2016.
Experten merkten an, dass der hohe Energiebedarf den Klimazielen von Chinas Führung zuwiderläuft. Sie hat die Digitalwährungen auch aus anderen Gründen im Visier. Es geht besonders um den hoch spekulativen Handel mit den unregulierten Währungen.
Kryptobörsen verboten
2017 wurden Kryptobörsen in China verboten. Nun werde China womöglich auch den Mining-Markt an das Ausland verlieren, sagte BTC.Top-Gründer Jiang Zhuoer. Dies werde den Schürfern in den USA und Europa Auftrieb geben. Zuletzt hatten wiederholt Äußerungen von Tesla-Chef Elon Musk Kursturbulenzen ausgelöst. Tesla hat nach eigenen Angaben Milliarden Dollar in Bitcoin investiert und die Kursrallye in den vergangenen Monaten befeuert.
Auch die britische Großbank HSBC hat sich zu Bitcoin geäußert. Sie plant nach eigener Auskunft keinen Handel mit Kryptowährungen und will diese auch nicht aktiv als Anlagemöglichkeit anbieten, sagte Bankchef Noel Quinn. Zur Begründung verwies er auf die hohe Schwankungsanfälligkeit etwa von Bitcoins. Daher werde die weltweit bedeutendste Kryptowährung von Europas größter Bank in der Vermögensverwaltung auch nicht als eigene Investmentklasse offeriert. „Aus ähnlichen Gründen drängt es uns nicht in Stablecoins“, sagte Quinn. So werden Digitalwährungen genannt, die ihren Wert etwa an den Dollar koppeln, um besondere Volatilität zu vermeiden.
Die HSBC-Haltung kontrastiert mit der anderer Großbanken. Die US-Bank Goldman Sachs hat ihre Abteilung für den Handel mit Kryptowährungen erst vor Kurzem neu gestartet. (Reuters/red.)